Was du deinen Schwiegereltern von Irland lieber (nicht) zeigst…

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Text von:
Reto Bachofner
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Aus der Kategorie: Rundreise, Uncategorized

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Genau sieben Monate sind vergangen seit wir unseren Lebensmittelpunkt auf die Grüne Insel verlegt haben. Höchste Zeit um Besuch aus der alten Heimat zu erhalten. Ende August 2015 ist es also soweit. Die Schwiegereltern reisen nach Irland um zu sehen wie und wo wir unsere Zelte aufgeschlagen haben. Nach seriöser Vorbereitung einer dreitägigen Rundreise – ausbaldowern der Route und Buchung von Übernachtungen am Vorabend der Ankunft (…) – bleibt eines zu hoffen. Irland soll sich wettermässig von seiner besten Seite zeigen. Nach einem feucht-nassen Sommer eine hohe Anforderung…

Falls es einen Wettergott gibt, erlaubt sich dieser wohl einen Scherz mit uns. Am Vormittag der Ankunft der Beiden regnet es nicht nur, es schüttet wie aus Kübeln! Die Wetteraussichten für die kommenden Tage versprechen noch mehr Nass. Da hilft nur noch ein Stossgebet gen Himmel…

Und siehe da. Pünktlich zur Ankunft der Lieben an der Busstation in Cork strahlt die Sonne mit uns um die Wette. Der Himmel? Fast wolkenlos. Prima Bedingungen um am nächsten Tag den Südwesten von Irland mit dem Auto zu entdecken!

Tag 1 – Ein holpriger Start.
Wo geht’s hier zum Rundturm? Wo ist die alte Festung?

Der Plan sieht erstmal vor von Bandon nach Clonakilty zu fahren und dort bei Enniskeane den Kinneigh Roundtower zu besichtigen. Dieser Rundturm ist einer von nur zwei übriggebliebene Exemplaren im Co. Cork. Wir haben diesen früher einmal zufälligerweise entdeckt und besucht. Selbstverständlich finden wir ihn diesmal nicht. Das fängt ja gut an. Wie so oft in Irland stossen wir nur auf ein einziges Hinweisschild. Diesem folgen wir, finden aber keine weiteren Schilder und die Strasse führt auch nicht zum Rundturm.

Die zweite geplante Sehenswürdigkeit ist das Cahervagliair Fort im Umland von Coppeen. Diese doppelt umwallte Anlage des mythischen Geschlechts von Laoghaire gilt als historische Stätte von hohem archäologischen Rang. Aus Zeitgründen suchen wir erst gar nicht danach. Ich habe vermutet, dass Fort liegt sowieso nicht an der Strasse sondern irgendwo auf einem Feld.

Mittlerweile habe ich dank Tante Google den Standort ausfindig gemacht. Hier für dich die Koordinaten “N 51° 47′ 35.0″ W 008° 59′ 49.0“. Auf Google Maps habe ich im Nachhinein auch festgestellt, dass wir auf einer Wanderung bei Coppeen an der Abzweigung zum Fort vorbeigelaufen sind.

Zu Besuch in Macroom

Zurück zu unserer Rundreise. Wir landen schliesslich in Macroom für einen Mittagshalt. Das schmucke Marktstädtchen wird dominiert von den Überresten einer Burg, welche am Ortsausgang (oder je nach Sichtweise am Ortseingang) ein tolles Fotosujet bietet. Auch sonst finden auch die Schweizer aus dem hübschen Berner Seeland (hier sind fotogene Dörfer de-facto ein Standard) gefallen an den irischen Dörfern. So habe ich zumindest den Eindruck.

Macroom

Macroom ist ein pittoreskes Marktstädtchen welches auf halben Weg zwischen Cork und Killarney liegt

Macroom befindet sich am Fluss Sullane, welcher ein Zubringer des Lee ist. Die Ortschaft sowie das sich hier befindliche Tal liegen am Fuss der Boggherag Mountains. Ein Naturreservat, die “Gearagh” finden wir etwas südlich von Macroom, verschiedene Flüsse und Gewässer schlängeln sich hier lieblich durchs Land und können an grösseren Brücken wie der Toon Bridge, Anahala Bridge und Illaunmore überquert werden.

Es wird vermutet, dass Macroom selbst einst ein Treffpunkt für Geschichtenerzähler und ein Zentrum der Druiden von Munster war. Die erste verbriefte Erwähnung von Maigh Chromtha, wie der Ort auf irisch genannt wird, war im 6. Jahrhundert. Der Name stammt entweder vom Begriff “crooked Oak” (gebogene Eiche) oder von Crom Cruach, welcher in der irischen Mythologie der Gott der Fruchtbarkeit gewesen ist. Seine Anhänger sollen sich jeweils in Macroom versammelt haben. Die Gegend weist auch eine sehr hohe Dichte an Steinsetzungen aus. Bekannt ist vor allem der Knocknacknilla Steinkreis zwischen Macroom und Millstreet.

Macroom Cork

Ein keltisches Kreuz prägt die Mitte des Marktplatzes in Macroom. Dahinter das Schloss, in welchem sich eine grosse Parkanlage befindet

In der neueren Zeitgeschichte diente Macroom während des Unahbängigkeitskrieges als Basis für die britische Auxilliers. Diese, für ihre Gewalt und Unbarmherzigkeit, berüchtigte “Hilfstruppe“ – rekrutiert aus Soldaten aus dem ersten Weltkrieg – wurde von der überforderten irische Polizei gerufen.

Diese kam mit den Aktivitäten der IRA in der Umgebung von Bandon, Dunmanway und eben Macroom nicht mehr klar. Die Dorfbewohner empfingen die Auxilliers mit der entsprechenden Feindseeligkeit und Patroullien wurde mit Steinen eingedeckt.

Tom Barry, ein lokaler und angesehener Anführer der IRA, und seine Mannen sorgten bei Kilmichael – ganz in der Nähe von Macroom, für einen gezielten Angriff auf die Auxilliers. 17 Männer der “C – Company” liessen dabei ihr Leben. Der Angriff der IRA war die Vergeltung auf den ersten Bloody Sunday in Irland, welcher eine Woche zuvor geschah.

Am 21. November 1920 stürmten die Auxilliers den Croke Park in Dublin, wo über 5’000 Zuschauer ein Hurlingspiel verfolgten. Sie schossen wahlos in die Menge und töteten 14 Zuschauer und einen Spieler. Zurück in Kilmichael, dort steht heute – etwas ausserhalb der Ortschaft – ein Denkmal. Es erinnert an die Vergeltungsaktion der IRA an den britischen Auxilliers.

Über den Kilmichael Ambush existiert auch ein populärer „Rebel Song“. Er stammt vom Poeten und Sänger Patrick Galvin und heisst „Boys of Kilmichael.”

The Gearagh – durchs Naturreservat südlich von Macroom

Weiter gehts für uns Richtung der Hauptattraktion von Heute. Die St. Finnbars Oratory bei Gougane Barra. Kurz nach Macroom entdecken wir aber zuerst ein Schild, welches den Weg zu einem alten Friedhof weist. Neugierig folgen wir diesem. Nur um dem Phänomen der “einmalig ausgeschilderten Attraktionen” erneut zu begegnen.

Den Friedhof finden wir also nicht, dafür eine kleine Strasse, welche sich später als besserer Feldweg entpuppt. Interessant zu fahren. Besonders mit vollem Magen machen die Schlaglöcher doch gleich viel mehr Spass.

Die Gegend ist aber wunderschön. Feld, Wald und Wiese wechseln sich in den verschiedensten Grüntönen ab, typisch irische Farmhäuser säumen die Strasse. Eingezäunt wird das Ganze von mit Moos, Farn und Sträuchern bewachsenen Trockenmauern. Fast wie im Märchenwald glitzert Flora und Fauna in der Sonne. Erst vor kurzem ging ein Schauer übers Land. Es fehlt nur noch eine Elfe, welche sich gekonnt über ein Mäuerchen schwingt und uns einen Wunsch erfüllt. Aber eigentlich ist dieser ja schon in Erfüllung gegangen. Wir dürfen hier in Irland sein und dieses Juwel lieben Familienmitgliedern zeigen.

Der alte Friedhof von Inchigeelagh

Nachdem wir erneut die Toon Bridge passieren fahren wir weiter Richtung Westen. Es geht auf der R584 und bei Inchigeelagh treffen wir etwas vor der Ortschaft auf den alten Friedhof.

alter Friedhof in Irland

Freunde alter Friedhöfe werden von demjenigen bei Inchigeelagh bestimmt nicht enttäuscht sein.

Hast du gewusst, dass es eine Website gibt auf welcher alte Grabstätten haarklein bis ins letzte Details verzeichnet sind? Ich nicht. Bis ich auf der Recherche für diesen Blogpost darüber gestolpert bin.

Auch der alte Friedhof von Inchigeelagh ist verzeichnet. Natürlich gilt es diesen Auszukundschaften. Insgesamt 144 Gräber findest du auf dem Friedhof vor, dazu die Ruine einer Kirche.

Die St. Finbarr’s Oratory auf Gougane Barra

Wir folgen weiter dem River Lee, welcher hier an seiner breitesten Stelle in das Lough Allua mündet. Der kleine See ist fürs Fischen bekannt. Hier können Barsche, Brassen, Rotfedern und Hechte geangelt werden. Petri Heil, für uns gehts zügig weiter zur St. Finbarr’s Oratory bei Gougane Barra.

Gougane Barra

Hinter der St. Finbarr’s Oratory befindet sich eine Ruine der ersten hier gebauten Kirche.

Mit dem Begriff „St. Finbarr’s Oratory“ können die meisten Touristen nur wenig anfangen. Sobald das fotogene Kirchlein aber, nach einer kurvigen Fahrt durch ein wildes Tal, dem geneigten Betrachter ins Auge sticht folgt der Grosse Aha-Effekt. Die Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute St. Finnbars Oratory ist eines der beliebtesten und bekanntesten Fotomotive der Grünen Insel. Nach einigen obligaten Fotos – die Kirche sieht je nach Licht und Wetter immer anders aus – stärken wir uns bei Kaffee und Kuchen im nahegelegenen Cafe.

St. Finbarr Kirche

Die Kirche stammt aus dem 20. Jahrhundert. Die kleine Halbinsel auf welchem sich die St. Finbarr’s Oratory befindet wird aber schon seit Jahrhunderten als Ort zum Beten genutzt.

Draussen auf der kleinen Halbinsel wo die Kirche steht geht heute zum Teil ein starker Wind. Dieser kündigt Regen an. Kaum sind wir auf dem Weg nach vorne zum Hotel setzt dieser auch schon ein. Ob du es glaubst oder nicht. Wir waren jetzt dreimal in Gougane Barra. Noch jedes Mal hat es noch dem Fotoshootings zu regnen begonnen. Ist es ein Zeichen, keinen Kuchen essen zu gehen? Diese schmecken aber einfach zu lecker dort!

Die Burg auf dem Felsen, gleich beim Wasserfall –
Das Carriganass Castle

Mit einer kleinen Kalorienbombe im Magen lässt es sich wonnig Irland entdecken! Meine Ziele für heute sind noch das Carriganass Castle und der Steinkreis von Kealkill. Ersteres kann man kaum verpassen, wenn man auf der R584 Richtung Bantry fährt. Die Burg, welche als „Tower House“ bezeichnet wird, wurde im 16. Jahrhundert erbaut und diente sowohl zu Verteidigungszwecken wie auch als Wohngebäude. Die Geschichte der Burg wird in einer audiovisuellen Show gezeigt. Carriganass ist der irische Name. Was soviel bedeutet wie „das Schloss auf dem Felsen beim Wasserfall“. Wenig überraschend eigentlich, wenn man sich den Ort ansieht wo diese Burg gebaut wurde. Der Parkplatz unterhalb des Towers eignet sich übrigens hervorragend für einige Loop Walks, welche hier in die wunderbare Umgebung führen.

Burg im County Cork

Die Burg stammt aus dem 16. Jahrhundert und diente sowohl zu Verteidigungszwecken wie auch als Wohnort.

Steinsetzung von Kealkill – mit Blick auf die Bantry Bay

Nach dem Castle folgt ein weiterer Leckerbissen für Freunde längst vergangener Tage. Der Steinkreis von Kealkill! Um dieses Highlight nicht zu verpassen habe ich vorgängig in einer Facebookgruppe um Rat gefragt. Jemand hatte dort gerade zufälligerweise ein Foto des Steinkreises gepostet. Antje Wendel, welche jeweils fürs TV-Programm von Irlandnews zuständig ist, wusste Bescheid.

Steinkreis bei Kealkill

Der Ort der Steinsetzung wurde Weise gewählt. Er ermöglicht auf der einen Seite den Blick weit über die Hügel und Täler von West Cork auf der anderen Seite hinunter in die Bantry Bay.

Dank ihrem Rat und der guten Ausschilderung haben wir den Stone Circle problemlos gefunden. Nicht nur dies. Auch neue Freundschaften haben wir geknüpft. Eine Herde Kühe schien uns zunächst den Durchgang über die Weide zu versperren. Ein vorsichtiges Betreten des Geländes und Abwägen wie sich die Kühe verhalten würden, ermöglichte uns das Überqueren der sumpfigen Wiese.

Steinsetzungen im County Cork

Vom Dorf Kealkill aus ist der Steinkreis recht gut ausgeschildert. Es geht steil den Hügel hinauf. Von da geht es nur noch zu Fuss über eine Wiese rüber zum Steinkreis.

Der Kealkill ist ein imposanter Steinkreis. Nicht nur seiner zwei mächtigen Standing Stones wegen. Die Aussicht auf die naheliegende Bantry Bay und – in der anderen Richtung – kilometerweit über die grünen Hügel und Täler von West Cork. Fantastisch. Die Leute von früher wussten noch wo es schön ist was zu bauen! Dank dem Steinkreis wird dieser Platz hoffentlich noch für Jahrtausende unverbaut und erhalten bleiben.

Steinkreis oberhalb der Bantry Bay

Der Steinkreis in der Abendsonne. Blick zwischen den beiden Standing Stones hindurch hinunter in die Bantry Bay

Von all dem Erlebten ziemlich Müde machen wir uns auf den Schlussspurt Richtung Glengarriff. Das Tor zur Beara Halbinsel. Dieser wunderschöne Flecken Erde, welchen wir am nächsten Tag erkunden werden.

Tag 2 – Oh Beara, wie bist du doch einfach wunderschön!

Nach einer Nacht mit gutem Schlaf in einem weichen “Kingsize” Bett machen wir uns auf zum Frühstück. Ich freue mich jeweils immer auf ein herzhaftes irisches Frühstück, dazu frischgebrühtem Kaffee. Wenn es nicht so ungesund wäre, müsste man dies eigentlich jeden Morgen zu sich nehmen?

Einigermassen überrascht bin ich, als der Herr des Hauses uns zuerst eine Platte mit allerlei leckerem Käse und Fleisch auftischt. Gleich darauf stellt er eine Platte mit für mich undefinierbarer Art von Fisch und herrlichem Lachs auf. Seine Frage, was wir noch zum Frühstück wollen beantworte ich mit der Gegenfrage, ob es möglich sei ein Irish Breakfast zu bekommen?

Bed and Breakfast Glengarriff

Leckerer Lachs zum Frühstück im Arches B&B in Glengarriff. Himmlisch!

Ich bin mir nicht sicher, ob der gute Mann meinte es fehle doch nur unsere Bestellung für Toast. Aber freundlich und gelassen nimmt John die Bestellung auf und serviert kurze Zeit später die dampfenden Leckereien. Dazu reicht er noch reichlich Toast, Croissants und allerlei verschiedene Brote in einem Korb. Da staunt der Laie! Aufgrund dieses exklusiven und ausserordentlichen Frühstücks mache ich für dieses Bed & Breakfast in Glengarriff noch so gerne etwas Werbung. Falls du dort mal vor Ort bist buche unbedingt das Arches B&B.

Bed and Breakfast Irland

Das wohl beste Bed and Breakfast in Glengarriff und Umgebung. Vielleicht sogar eines der Top B&B in ganz Irland?!

Nicht nur das Frühstück ist der Hammer, auch sonst stimmt alles. Die Einrichtung der Zimmer, es ist sauber und draussen gibt es hinter dem Haus nicht etwa einen dreckigen Hinterhof, sondern einen sehr schön designten Garten mit viel Holz, bequemen Sitzecken und last but not least einem kleinen Pool. Wahnsinn. 10 von 10 Punkten. So führt man ein B&B!

Das Whiddy Island Disaster von 1979

Nun aber fertig mit Schwärmen. Wir rollen los. Zunächst Mal mit dem Ziel Dursey ganz am Ende der Peninsula. Erster Stopp ist aber der Aussichtspunkt nach Whiddy Island. Der eigentlich schmucken Insel, deren Bild von den riesigen Öltanks geprägt ist. Hier ereignete sich am 8. Januar 1979 das in die Geschichte eingegangene Whiddy Island Disaster. Beim Entladen des Öl’s in die Tanks ereignete sich auf dem Tanker, der Betelgeuse, eine heftige Explosion gefolgt von einem riesigen Feuerball und weiteren Explosionen.

50 Menschenleben waren zu beklagen und noch bis 1983 war die Ölkatastrophe in der Bucht, sowie an den Stränden nicht vollständig beseitigt. Für die Schäden von insgesamt geschätzten 120 Millionen US-Dollar musste die Besitzerin des Tankers, die französische Total SA, sowie diverse Versicherungen aufkommen. Der Betreiber des Ölterminals auf Whiddy Island, Gulf Oil, liess die Anlage nie wieder eröffnen und gab die Miete und Nutzung im Jahr 1985 auf.

Seither nutzt die irische Regierung die Tanks um strategische Ölreserven zu bunkern. Beeindruckt von dieser traurigen Geschichte, welche sich vor knapp vierzig Jahren hier in der Bantry Bay abgespielt hatte fahren wir unserem nächsten Ziel entgegen. Castletownbere. Dem Hauptort der Beara Halbinsel.

Castletownbere und der Fischfang und wie ein Pub weltberühmt wurde

Castletown Berehaven, wie der Ort auch genannt wird, verfügt über den bedeutensten Hafen für Felchenfang Irlands und über den zweitsichersten Naturhafen der Welt. Der Fischfang erhielt aber erst ab dem Jahr 1950 eine grosse Bedeutung, als sowjetische Fangschiffe mit dem Handel von Fisch in Castletownbere begannen. Fisch interessiert uns weniger, dafür umso mehr Kaffee.

Mac Carthys Bar Beara

Im Innern von McCarthy’s Bar in Castletownbere. Wie früher üblich noch heute Pub und Krämerladen in Einem.

Diesen gabs im „Place to be“ in Castletownbere. MacCarthys Bar. Spätestens seit der Schriftsteller Pete McCarthy diesen urigen Pub besuchte und fürs Titelbild seines Buches „McCarthy Bar“* (wie sonst) im Eingang der Bar posierte ist der Pub nicht nur in ganz Irland bekannt. Kein Tourist, mich eingeschlossen, welcher sich nicht schon locker, lässig vor die Eingangstüre gestellt hat.

McCarthys Bar

Ofmals sitze ich am Computer und schreibe Blogposts. Wie schon der berühmte Schriftsteller Pete McCarthy gönne ich mir vor McCarthy’s Bar in Castletownbere auch mal eine Pint vom “Black Stuff”.

Genau so wie der unvergessene Pete, welcher leider viel zu früh verstorben ist. Mit seinem Buch hat er uns aber eine humorvolle Hommage an den irischen Pub hinterlassen. Pete reist darin von Cork bis hoch nach Donegal – mit der eisernen Regel, jeden Pub mit dem Namen McCarthy (oder je nach Schreibweise MacCarthy) zu besuchen. Glück wer sowas tun kann. Mit dem meinem Nachnamen – Bachofner – würde ich bei der Aktion elendig verdursten. Shit happens.

Spielplatz für Millionäre – oder die grösste Bauruine Irlands

Wir besuchen derweil ein weiteres dunkles Kapitel des keltischen Tigers, welcher im Jahre 2008 doch so plötzlich ausgebrüllt hatte. Puxley Mansion, ein 1921 von der IRA niedergebrannter Landsitz, sollte doch im neuen Glanz erstrahlen. Aus dem 60 Millionen Dollar Fünfsterne Hotel Traum ist mittlerweile die grösste Bauruine der Grünen Insel geworden. Markus von Irlandnews hat im Jahr 2012 die ganze Geschichte von Puxley Mansion für seine Leser aufbereitet.

Die einzige Seilbahn in Irland – Dursey Island

Kehren wir zurück zu erfreulicheren Dingen. Der Schönheit der Beara Peninsula. Ganz am Ende dieser befindet sich die einzige Seilbahn Irlands. Sie führt auf die kleine Insel Dursey, wo sich prima wandern lässt. Mit der Seilbahn werden auch schon mal die Rinder und Schafe der Farmer transportiert.

Seilbahn in Irland

Irlands einzige Seilbahn führt auf die kleine Insel von Dursey. Schafe und Rinder werden für den Transport dem Menschen bevorzugt.

An diesem Tag ist der Ansturm an Zweibeinern aber sehr gross. Der Parkplatz jedenfalls ist rappelvoll und mit Mühe finden wir eine Parklücke um einige Fotos und Videos der Bahn in Hochbetrieb zu machen.

Die Kupferminen von Allihies

Bald aber wird es Zeit, dass wir uns auf den Rückweg machen und dann weiter nach Allihies, dem letzten Dorf am Ende dieser reizvollen Halbinsel. Früher wurde hier im grossen Stil Kupfer abgebaut. Mit dem Abbau machte der Erbauer des eben erwähnten Puxley Mansion sein Vermögen. Der Kupferabbau gehört nun bereits seit über 100 Jahren der Vergangenheit an.

Kupfermine Allihies

Die ehemalige Kupferminenstadt von Allihies im Panoramablick.

Die Geschichte ist aber im Allihies Copper Mine Museum spannend dargestellt und es gibt auch eine Rundwanderung hoch zu den Minen. Dort oben ist übrigens striktes auf dem Weg bleiben gefragt. Niemand will ja, dass ein Tourist plötzlich in den Tiefen eines alten Kupferschachtes verschwindet. Die wirklich gefährlichen Stellen sind aber mit einer Umzäunung versehen.

Bar auf Beara

Markant, mitten im Dorfzentrum, O’Neill’s Bar und Restaurant

Im Dorf selbst ist das O’Neills Pub das markanteste der insgesamt drei Gaststätten. Ich kenne keine Broschüre über Beara in welchem der ganz in Feuerwehrauto-Rot getünchte Pub nicht abgebildet wäre. Die herzhafte Suppe im O’Neills schmeckt auf jeden Fall hervorragend.

Kilcatherine Cemetery – wo ist den das Kätzchen?

Gut verpflegt gibt es auf dem weiteren Weg einige Fotostopps inklusive geniessen der wildromantischen Natur. Ein Highlight ist für uns immer der Besuch des Kilcatherine Cemeterys.

Beara Peninsula

Fotostopp irgendwo an der Küstenstrasse

Der Name soll von der heiligen St. Caithighearn herleiten. Kurioserweise sieht man in einem der südlichen Fassade der Ruine über dem Torbogen einen in Stein gemeißelten Kopf einer Katze. Weisst du was ich immer gehasst habe?

alter Friedhof auf Beara

Mystisch – der alte Friedhof von Kilcatherine.

Diese 3-D Bücher wo man irgendwas erkennen soll, wenn man die Nasenspitze direkt aufs Buch hält und dieses dann langsam wegzieht. Da hab ich nie was gesehen und nur den Effekt erlebt, dass ich kurzzeitig begonnen habe zu schielen. Genau so geht es mir, wenn ich irgendwo was heraus erkennen soll. Aber vielleicht achte ich mich auf die Katze beim nächsten Besuch in Kilcatherine.

Schön mystisch ist der Friedhof und die Ruine der Kirche aus dem 7. Jahrhundert sowieso.

Fotogen – der Steinkreis von Uragh

Wir nehmen wieder Fahrt auf. Aber diese wird durch die engen, kurvigen Strassen auf dieser Seite der Halbinsel arg gebremst. Aber das macht nichts. Der Weg ist das Ziel und die Eindrücke der Landschaft, welche wir an diesem recht sonnigen Tag erhalten sind bleibend.

Steinkreis von Uragh

Der Steinkreis von Uragh liegt am Rand des Gleninchaquin Park auf Beara.

Der Höhepunkt des Nachmittages bildet der Steinkreis von Uragh. Auch er ist ein äusserst bekanntes Fotomotiv. Nur wenige finden dieses aber oder haben den Aha-Effekt erst wenn sie den Stone Circle sehen. Die Sehenswürdigkeit befindet sich am Rande eines Sees in der Nähe des Naturparks von Gleninchaquin. Ähnlich wie beim Steinkreis von Kealkill bildet auch hier der Hintergrund, respektive die Umgebung die absolute Faszination der Steinansammlung. Steinkreis, See, Wasserfall – so lautet die ideale Bildkomposition. Hunderttausende Male fotografiert – und doch immer wieder faszinierend und eindrücklich.

Gleninchaquin Park Uragh Steinkreis

Der Steinkreis aus etwas weiterer Entfernung.

Den Tag beenden wir bei Hühnchen, Sheperds Pie und guter Livemusik im Coachman in Kenmare. Nicht zu vergessen das süffige Lagerbier von Guinness. Eine – zumindest für mich – neue Kreation der Brauer Namens Hop House 13 Lager. An den Namen kann man sich wohl spätestens nach 5 Pints kaum mehr erinnern (nein, nicht selbst getestet). Aber der tolle Geschmack hinterliess beim Schwiegervater und bei mir einen bleibenden Eindruck. Das Schmeckt definitiv gut. Sage ich, als eigentlich nicht Lager-Trinker.

Nette Zimmer und gutes Essen gibt es im Coachman zu Kenmare

Tag 3 – Wer ist Molly Gallivan’s und ein Rückblick in die Geschichte Irlands

Am Morgen geht es nach solidem Frühstück – kein Vergleich zum Vortag – bald einmal auf weitere Entdeckungstour. Diese endet fast abrupt. Der vordere Reifen rechts hat verdächtig wenig Luft. Wir schaffen es zur Tankstelle um den Reifen auf die erforderlichen 30 Bar aufzupumpen. Eines der Ventile rinnt, aber das Problem kann fachmännisch (Danke, Roger) behoben werden indem die kleinen, schwarzen Ventilkappen von einem Rad zum Andern getauscht werden. Beim Kauf des Gebrauchtwagens lag leider der Zukauf von vier dieser Dingern nicht drin…

Auch Kenmare hat seinen Steinkreis, etwas ausserhalb des Ortes. Diesen Besuchen wir zuerst um uns dann „Auf und Davon“ zu machen. Am Bonnane Heritage Park vorbei geht es zu “Molly Gallivan’s Cottage and Traditional Farm”.

Irland vor 150 Jahren – Leben und arbeiten auf einer Farm

Ein toller Ort um sich in die Zeiten in Irland vor der Einführung der Elektrizität zurück versetzen zu lassen. Molly gab es wirklich. Sie wurde sehr jung Witwe und musste ihre sieben Kinder alleine mit harter Arbeit auf der eigenen Farm durchbringen.

Das heute 200 Jahre alte – mit der Zeit um- und ausgebaute – Cottage und die Farm zeigen eindrücklich wie hart und entbehrlich das Leben dieser Frau und deren Familie gewesen sein muss. Molly verdiente Geld mit den Erzeugnissen ihrer Farm wie Butter, Honig und Eiern.

Das alte Cottage und die darumliegenden Farmgebäude von Molly Gallivan’s können heute Besucht werden und bieten neben dem Souvenirshop eine Vielzahl von Möglichkeiten sich über die alten Zeiten in Irland zu informieren.

Die Haupteinnahmequelle bildete aber mit der Zeit das verbotene Brennen von Poitin. Einem Schnaps aus Gerste oder Kartoffeln. Den „Stoff“, welchen sie Molly’s Mountain Dew nannte, verkaufte sie in ihrem illegalen Pub. Einem sogenannten Sibheen. Das Cottage und die Stallungen wurden liebevoll restauriert und dem Besucher wird einiges geboten. Wer von Kenmare nach Glengarriff fährt und nicht beim Druids View und Molly Gallivan’s einkehrt, der hat definitiv etwas falsch gemacht.

Das Brennen von Poitin war strengstens verboten. Trotzdem schufen sich viele Iren auf diese Weise das Einkommen

Der Weg über den alten Caha Pass – die Verbindung von Kenmare nach Glengarriff

Der Caha Pass war eine der ersten Verbindungen in Irland, welche aktiv für den Tourismus genutzt wurde. Er verbindet wie bereits erwähnt Kenmare mit Glengarriff, bietet heute einige gute Fotospots (Achtung beim Anhalten und Aussteigen) und sogar einen – mehr oder weniger einspurigen – Tunnel. Wir lassen den Caha alsbald hinter uns, fahren durch Bantry (hier könntest du noch das Bantry House besichtigen) und fahren nach Skibbereen. Die Bedeutung des Namens kommt vom irischen und will heissen „kleiner Bootshafen“. Als erstes interessieren mich aber nicht Boote, sondern ein relativ grosser Friedhof gleich am Anfang der Ortschaft. Es handelt sich um den Abbeystrowry Friedhof.

Skibbereen, der Friedhof und die grosse Hungersnot

Alleine hier wurden infolge der grossen Hungersnot, von 1845 – 1849, 8’000 – 10’000 Tote im Massengrab begraben. „The Great Hunger“ forderte Schätzungen zu Folge ca. 1.5 Millionen Iren das Leben. Weitere 1.5 Millionen wanderten aus.

Denkmal für die Opfer der grossen Hungersnot in Irland

Auf dem Abbeystrowry selbst erinnert ein Denkmal an diese schlimme Zeit. Ein grosses Stück Land, auf dem nur Rasen wächst, ist der Ort wo die zehntausend Verstorbenen begraben liegen. Es ist Eindrücklich, denn es ruft einem die Tragödie in Erinnerung mit welcher diese Region vor über 150 Jahren zu kämpfen hatte.

Für uns ist es heute selbstverständlich nun nach Skibbereen hineinfahren zu können und in einem netten Restaurant eine Suppe und ein Sandwich geniessen zu können. Während der Hungersnot natürlich undenkbar.

Offiziell wurde diese übrigens wegen der Kartoffelfäule ausgelöst. Wer sich aber ein bisschen mit der Geschichte befasst weiss, dass die englische Besatzungsmacht anordnete Kartoffeln aus Irland nach England zu exportieren. So verhielt es sich auch mit anderen Nahrungsmitteln. Die Hungersnot entstand sicher aus der Kartoffelfäule, wurde aber von der britischen Krone dazu genutzt an der katholischen Mehrheit in Irland einen Genozid zu veranstalten.

Die Obrigkeit sah darin wohl eine gute Gelegenheit aus einer Gegebenheit der Natur Profit zu schlagen und die widerspenstigen und zähen Iren zur Aufgabe zu zwingen um das Land endgültig unter Kontrolle Britanniens zu bringen. Es ist ihnen zum Glück nicht gelungen.

Auf dem Wild Atlantic Way Richtung Süden

Nach Skibbereen folgen wir dem Wild Atlantic Way weiter südwärts immer der Küste entlang. Wir begegnen dem schmucken Fischerstädtchen Union Hall oder dem mit einigen Villen bestückten Glandore.

Hier im “Glandore Inn” gibt es übrigens den besten Fish & Chips landesweit zu essen. Wirklich eine Empfehlung wert! Viele der Touristen haben gleich hinter Glandore aber ein anderes Ziel. Den Drombeg Stone Circle.

Steinlegung Drombeg

Hier eine Panoramaaufnahme des Steinkreises von Drombeg

Vor dem Besuch des Drombeg haben wir aber noch den alten Friedhof von Kilcoe besucht und die Burg gesehen, welche der Schauspieler Jeremy Irons vor einigen Jahren gekauft und renovieren hat lassen. Irons mischt sich gerne unter das normale Volk und nimmt auch Auftritte an Charity Aktionen war.

Der alte Friedhof von Kilcoe. Im Hintergrund die Roaringwater Bay

Der Schauspieler Jeremy Irons hat diese Burg gekauft, restauriert und wohnt nun dort.

Der Drombeg Stone Circle

Der Steinkreis gilt als der besterhaltene in ganz West Cork und wurde im Jahr 1957 von Professor Edward Fahey ausgegraben. Bei den „Locals“ war die Steinanhäufung zuvor als „The Druid’s Altar“ bekannt. Der Steinkreis hat eine Ausrichtung nach Nordosten / Südwesten und am Tag der Wintersonnenwende fällt das Sonnenlicht genau zwischen dem „axialen“ Stein und den beiden stehenden Steinen hindurch und weist auf einen Hügel im Südwesten. Was dies wohl für eine Bedeutung hatte?

Steinlegung Drombeg

Der Stone Circle von Drombeg gilt als der Besterhaltene in ganz West Cork

Wellness und Wellbeeing am Inchydoney Beach

Nach soviel Rückblick in die Vergangenheit und einigen Eindrücken in das Leben und in die Geschichte des Südwesten Irlands haben wir uns ein anständiges Abendessen verdient.

Gleich bei Clonakilty gibt es einen wunderbaren und (leider) auch sehr bekannten Strand. Den Inchydoney Beach. Bei Ebbe lädt dieser für ausgedehnte Spaziergänge ein. Auch Surfschulen existieren hier um seine Skills im Surfen zu verbessern oder die Sportart überhaupt zu erlernen.

Wer sich total entspannen will kann dies im Hotelkomplex des Inchydoney Island Lodge & SPA tun. Der SPA Bereich lässt keine Wünsche offen. Es existieren verschiedene Angebote darunter spezielle Wellness Angebote für angehende Mütter und für… Männer!

Ich dachte immer Wellness für Männer sei im Pub an der Bar sitzen und mittels flüssigem Gold für das innere Wohlbefinden zu sorgen? Aber Mann lernt ja bekanntlich nie aus. Für heute lassen wir Wellness sowieso bleiben und geniessen in der Bar ein hervorragendes und grosszügiges Abendessen.

Was zeigst du deinen Schwiegereltern von Irland lieber nicht?

Um auf die Spielerei in der Überschrift doch noch einzugehen. Ja, was soll man an der Grünen Insel insbesondere am Südwesten Irlands schon nicht zeigen dürfen?

Klar. Cork selbst hat auch seine Probleme. In der Stadt gibt es viele Alkohol- und Drogenabhängige. Teilweise terrorisieren diese sogar andere Leute. Dann findest du auch viele Menschen ohne festen Wohnsitz vor. Homeless. Dies in Irland.

Momentan soll es über hundert Kinder geben, welche mit ihren Familien in Hotels wohnen. Dies aus dem einfachen Grund, weil sich die Eltern keines der teueren Mietshäusern in der Stadt leisten können. Oder es ganz einfach zu wenige freie Wohnungen gibt.

Als Paradoxon muss man hier gleich anfügen, dass es im Umkreis der Stadt Cork nach wie vor einige „Ghost Estates“ gibt. Es handelt sich um ganze Wohnsiedlungen, welche bis 2008 hochgezogen werden sollten. Infolge der Immobilienkrise und dem Ende des „Celtic Tigers“ aber nie fertiggestellt wurden. Hunderte, wenn nicht tausende Häuser, welche man nun für die Bevölkerung benötigen würde. Der Aussenstehende fragt sich was – wenn überhaupt – die Regierung hier tut?!

Wir Hüllen den Mantel des Schweigens über diese Dinge und wenden uns dem Erfreulichen zu.

Wir durften drei wunderbare Tage im Südwesten der Grünen Insel verbringen und meinen Schwiegereltern zeigen in welch fantastischer Umgebung wir nun wohnen dürfen. Wir sind glücklich derart privilegiert zu sein und hoffen, dass unser Traum noch eine zeitlang weiter gehen kann.

See und Steg im Gleninchaquin Park auf der Beara Halbinsel.

Im Alltag arbeiten wir hart dafür. In der Hoffnung auf viele Sonnenstunden und noch viel Besuch aus der alten Heimat empfangen zu können.

2 Gedanken zu „Was du deinen Schwiegereltern von Irland lieber (nicht) zeigst…“

    • Danke, Biggi! Ich glaube es hat ihnen sehr gut gefallen. Sie kommen uns bald schon zum dritten Mal besuchen. Wobei ich mittlerweile denke, sie kommen eher wegen der kleinen Enkeltochter und nicht Irland oder unsertwegen 🙂 Grüne Grüsse, Reto

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