Raus aus Dublin, rein in die DART und hinauf nach Skerries

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Reto Bachofner
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​”Sweet Skerries, in my thoughts you dwell, And, like your faithful sea, Slowly I withdraw me from thy sands, But still come back to me.”
Auszug aus einem Gedicht über Skerries von Lynn C. Doyle Feb. 1928

So nach zwei bis drei Tagen habe ich jeweils genug. Vom Lärm, von den Leuten, den Autos und dem allgemeinen Trubel. Ich muss hier weg.

Wovon ich spreche? Dublin.

Zweifellos eine interessante Stadt. Gerade wenn du dich wie ich für die irische Geschichte interessierst. Und ja. Trinken und Essen kann man auch gut. Und irische Songs hören. Oder schauen, wie und wo “the Black Stuff” gebraut wird. Alles gut und recht.

Aber spätestens nach dem vierten Mal “Dirty Old Town” in einem Pub in Temple-Bar gehört zu haben will ich nur noch eins – raus aus dieser “dreckigen, alten Stadt”.

Hin zu einem gemütlichen, typisch irischen Dorf. Welches einige Sehenswürdigkeiten bietet. Vielleicht einen Sandstrand zum Spazieren am Meer?! Doch welche Ortschaften rund um Dublin bieten sich hier an?

Skerries!​

Skerries? Du fragst dich sicher, was das denn für ein Name ist? Der stammt aus dem altnordischen “norse” was auf irisch in na sceiri übersetzt wurde. “Der Fels” oder wenn du es lieber auf englisch magst “The Rock”.

Um Skerries herum befinden sich fünf kleine Inseln. Auf der einen soll im 5. Jahrhundert ein Bischoff Namens Palladius gelandet sein. Von hier aus begann dieser mit der Christianisierung Irlands. Heute wird dieser Bischoff als der heilige St. Patrick verehrt

Mit dem gleichnamigen Film mit Sean Connery und Nicolas Cage hat Skerries aber wenig am Hut. Keine vorgelagerte Gefängnisinsel liegt vor der Küste oberhalb von Dublin. Aber Skerries bietet jede Menge andere interessante Dinge. Komm mit auf eine kleine Reise mit der DART.

Die Dart ist zur Abfahrt bereit. Mit dem Zug kommst du relativ einfach und bequem aus der City raus.

Raus aus Dublin – Hinauf nach Skerries

Neben der Luas ist die DART das praktischste Verkehrsmittel in Dublin um über längere Strecken von A nach B zu gelangen. Von einer Diesellok angetrieben ruckelt der Zug gemütlich vor sich hinratternd durch die Vororte von Dublin.

Doch bevor wir an diesem Tag in den Zug einsteigen können, ist erst mal laufen und warten angesagt. Um unser Reiseziel an diesem wunderbaren Ostermontag erreichen zu können wollen wir in der Station Namens Tara einsteigen.

Wunderschöne Strände bei der kleinen Ortschaft Skerries, ganz in der Nähe von Dublin

Doch da macht uns ein kleiner irischer Kobold einen gewaltigen roten Strich durch die Rechnung. Tara ist an diesem Feiertag geschlossen. Wieso auch immer. Der Grund erschliesst sich uns nicht ganz, da alle anderen Stationen ja bedient sind.

Ausserdem werden an diesem Feiertag anlässlich eines grossen Anlasses der Feierlichkeiten des Osteraufstandes hunderttausende Menschen in die Stadt strömen. Was liegt also näher, als die Zentrumsnahste DART-Station zu schliessen.

Irische Logik muss man nicht immer verstehen.​

 

So laufen wir schnellen Schrittes zur Connolly Station. Nur um dort festzustellen, dass wir den letzten Zug hinauf nach Skerries um 5 Minuten verpasst haben – und nun 55 Minuten hier warten müssen. Bei einem leckeren Cafe vergeht die Wartezeit aber recht schnell.

Im Hafen von Skerries schippern und ankern kleine und grössere, mehr oder weniger farbige und bunte Fischerboote.

Unirisch pünktlich geht die Fahrt schliesslich los. Durch zum Teil recht unansehnliche Vororte hindurch fahren wir gen Norden. Einziger Lichtblick bietet hier der Croke Park. Sobald die Besiedlung etwas weniger dicht wird macht aber auch das aus dem Fenster gucken wieder mehr Spass.

Ein erster Höhepunkt einer Fahrt in den Norden Dublins ist Malahide. Markus unser Freund und Reiseleiter war schon viele Male dort und schwärmt immer wieder von diesem wundervollen Ort. Wir selbst werden es auch an diesem Tag nicht mehr nach Malahide schaffen. Skerries bietet einfach zu viel was gesehen und erlebt werden will. Doch tauchen wir erstmals in die Geschichte von “norse”, dem Felsen ein.

Rauf auf die Insel, heiliger Patrick!

Ja, wer kommt den da angesegelt? Werden sich im Jahr 432 n. Chr. wohl die zahlreichen auf einer der vor Skerries vorgelagerten Insel brütende Vögel gesagt haben. Der Sage nach, soll es der Bischoff Palladius gewesen sein. Heutzutage besser bekannt als St. Patrick. Dem vernehmen nach soll heute diesem Heiligen der irische Nationalfeiertag gewidmet sein.

Doch mehr dazu gleich.

Bei sonnigem aber kaltem Frühlingswetter gemütlich am Strand spazieren und im Sand angeschwemmte Muscheln suchen

Skerries wurde schon früh besiedelt. Glaubt man den lokalen Geschichtsschreibern haben sich hier bereits vor 8’000 Jahren Menschen niedergelassen und damit begonnen Siedlungen zu bauen. Skerries war schon zu jener Zeit ein guter Platz um zu fischen, jagen und das Land zu beackern und fruchtbar zu machen.

Es hat sich also schon immer gut leben lassen. Und viele haben dabei ihre Spuren hinterlassen. So fanden Archäologen Überreste von Siedlungen und selbst heute finden sich in Gärten vor und hinter den Häusern Äxte und weitere Werkzeuge vergraben.

Zwischen Strand und den Windmühlen ist dieser Teich gelegen. Von hier hat man eine schöne Sicht auf die alte Kirche.

Es wurde nachgewiesen, dass seit der neolitischen Zeit das Land um Skerries herum bewirtschaftet, in der Bronzezeit Kirchen gebaut und Tote begraben und in der frühchristlichen Zeit Ringforts gebaut wurden.

Einen Eintrag in die Geschichtsbücher findet Skerries auch in den Wirrungen nach dem Osteraufstand in Dublin von 1916. Die britischen Besatzer schickten zur Verstärkung der Truppen in Dublin ganze Schiffsladungen voller Kriegsmaterial und Soldaten. Einer dieser Zerstörer landete unter dem Kommando von Captain Clay mit 200 Mann eines Regimentes aus Nord-Staffordshire in Skerries. Um zu verhindern, dass die Soldaten nach Dublin gelangen konnten sprengten lokale Rebellen kurzerhand die Eisenbahnbrücke bei Donabate.

 

Skerries besteht vor allem aus zwei Hauptstrassen. Der Strandstrasse und der Kirchenstrasse. In dieser finden wir diese Skulptur.

Später im Jahr 1922 während des irischen Bürgerkrieges wurde Skerries Schauplatz des Mordes an Harry Boland. Der gewählte Abgeordnete und enge Freund von Michael Collins wurde während einer versuchten Festname durch zwei Angehörige der Irish Free State Army im Grand Hotel von Skerries erschossen. Die genauen Umstände wurden nie geklärt. Gesichert ist, dass Boland nicht bewaffnet war.

So findet sich im Buch “Harry Boland – a Man Divided” von Andrew Brasier und John Kelly das Zitat:

“Reports of how and why he was shot vary and it is hard to establish an accurate historical reason, given the highly partisan views of the parties involved in the civil war conflict of brothers”.

Schau hinaus zu den Inseln

Vor dem Festland vor Skerries vorgelagert befinden sich fünf kleine Inseln. Jede von Ihnen bietet eine spannende Geschichte oder einen interessanten Fakt.

Fast unendlich scheint sich der feine Sandstrand bei Skerries hinzuziehen.

Shenick Island

Die kleine Insel ist die Heimat vieler Seehunde und auch viele Vögel brüten dort. Interessant ist an der Insel der gut intakte Martello Tower sowie der Fakt, dass bei Ebbe die Insel während ganz kurzer Zeit via einer Sandbank zu Fuss erreicht werden kann. Mit einigem Geschick kann der Martello Tower erklettert werden.

Um Skerries herum befinden sich fünf kleine Inseln. Auf der einen soll im 5. Jahrhundert ein Bischoff Namens Palladius gelandet sein. Von hier aus begann dieser mit der Christianisierung Irlands. Heute wird dieser Bischoff als der heilige St. Patrick verehrt

St. Patricks Island

Diese Insel ist die vom Festland aus entfernteste der Fünf. Der Legende nach ist hier St. Patrick angekommen um im Auftrag des Papstes Irland zu christianisieren. Mitgebracht hatte er eine Ziege, welche auf der Insel weidete und ihm Milch gab.

Als St. Patrick einmal unterwegs war packten einige Einheimische die Gelegenheit beim Schopf und entführten die Ziege nach Skerries. Dort wurde sie geschlachtet, gebraten und gegessen. Der heilige Patrick war über das verschwinden der Ziege derart erbost, dass er in nur zwei Schritten von der Insel seinen Fuss auf die Red Island, der Halbinsel von Skerries welche heute den Hafen bildet, übersetzte.

Auf einer der fünf Inseln vor Skerries soll St. Patricks erstmals irischen Boden betreten haben.

Er stellte die Bewohner über den Verbleib der Ziege zur Rede. Diese versuchten zu Lügen sie hätten die Ziege nicht gesehen. Ihr Atem verriet aber, das sie die Ziege gegessen hatten und die Frevler verstummten sofort.​

Dort auf der Südseite von Red Island findest du in den Steinen den Fussabdruck von St. Patrick. Man sagt, dass wenn man drei Finger in das Wasser taucht derjenige einen Wunsch frei hat.

 

Auf St. Patrick’s Island befindet sich die spärlichen Überreste eines Mönchklosters. Es ist mehr oder weniger nur noch eine Wand mit einem Fenster vorhanden.

Colt Island​

Ist die kleinste und dem Festland am nächsten gelegene Insel. Wie die anderen Inseln vor Skerries bietet auch sie diversen Seevögeln Schutz und Nahrung.

Rockabill Island

Wörtlich übersetzt aus dem Englischen ist der Name der Insel “zwei Lippen Insel”. Wie auch immer, Fakt ist, dass es sich bei dem Gesteinsbrocken welcher sich aus dem Meer erhebt um zwei Inseln handelt. Die Einheimischen nennen die eine Hälfte der durch einen 20 Meter breiten Kanal getrennten Inseln “The Cow” und die andere “The Calf”. Kuh und Kalb also.

Die fünf Inseln welche im Meer vor Skerries liegen heissen Shenick Island, St Patrick’s, Colt und Rockabill. Wobei letztere eigentlich aus zwei Inseln besteht, welche “die Kuh” und “das Kalb” genannt werden.

Schon von weitem gut sichtbar ist der Leuchtturm, welcher seit 1855 die passierenden Schiffe vor den gefährlichen Klippen warnt. Der von Wärtern bediente Leuchtturm wurde zuerst mit Gas betrieben, später mit Petroleum und schliesslich Elektrifiziert.

Insgesamt waren immer 6 Leuchtturmwärter angestellt. Davon absolvierten drei jeweils eine 4 Wochen dauernde Schicht auf der Insel. Nach diesem Monat hatten die Wärter einen Monat frei und übergaben die Geschicke für 4 Wochen an die anderen drei Leuchtturmwärter. Den Wächtern und ihren Familien wurden in Skerries an der Harbour Road sechs Häuser zur Verfügung gestellt.

Im März 1989 wurde der Leuchtturm vollautomatisiert und seither gibt es keine Wärter mehr auf Rockabill. Dafür haben sich jede Menge Vögel eingenistet. Speziell Seeschwalben haben schon immer auf Rockabill ihr zu Hause gefunden und die Insel ist heute unter der “Special Protection Area” direktive der EU geschützt.

Kämpfe (nicht) gegen Windmühlen

Skerries ist bekannt für die beiden schönen Strände, aber auch für die Windmühlen und dem dazugehörigen Museum.

Wenn ich Windmühlen sehe, muss ich unweigerlich an Don Quijote denken. Aber wir kämpfen hier nicht als Ritter verkleidet in der spanischen Mancha gegen diese. Die Mühlen von Skerries wurden aufwendig restauriert und umfassen zwei Windmühlen, eine Wassermühle und eine Bäckerei mit Originalofen, welcher aus Glasgow stammt. Der Komplex ist einer der Top-Attraktionen und Sehenswürdigkeiten in und um Dublin.

Eine der alten Windmühlen in Skerries.

Es sind nur geführte Touren möglich. Dafür erklärt dir der Guide ausführlich wie früher aus verschiedenen Getreidesorten Mehl hergestellt wurde. Die Wassermühle ist vollständig restauriert und funktionstüchtig und so kannst du den Prozess in voller Aktion sehen. Der Guide bringt die Gruppe anschliessend über die Kornfelder ausserhalb zu den Mühlen, welche auch von Innen besichtigt werden können. Von der grossen Mühle aus siehst du bei gutem Wetter und Sicht bis hinauf zu den Mourne Mountains in Nordirland.

Iss dich satt in Skerries​

Soviel frische Luft und so viel zu sehen ergibt grossen Hunger und Durst. Neben dem Shop gibt es bei den Windmühlen von Skerries auch ein nettes Café, welches allerhand kleine Köstlichkeiten anbietet.

Nach dem ausgiebigen und gemütlichen Spaziergang am Strand von Skerries und Besichtigung der Windmühlen ist erst mal eine Stärkung gefragt. Gefunden haben wir diese im Café Piccolo mit einer sehr leckeren Omelette.

Wir haben uns aus Zeitgründen für einen kleinen Snack in einem wunderbaren Café entschieden. Das Piccolo wird von Leuten aus Norditalien geführt und bietet leckeres, frisch hergestellt nach italienischen Rezept und zum Teil aus Italien importierten Zutaten. So kam ich in den Genuss eine herrlichen, locker, luftigen Omelette mit Schinken und echtem Greyerzer Käse aus der Schweiz. Ein Gedicht sag ich dir!

Mit viel Herzblut betreiben die Inhaber aus Norditalien das Cafe Piccolo in Skerries.

Weiter bietet Skerries viele Möglichkeiten satt zu werden. Ein Inder ist ebenso vorhanden wie die Tapas Bar, welche italienische Gerichte anbietet. In anderen Lokalen findest du die üblichen Speisen wie Steak, Burger, Pasta und auch Pizza. Es gibt (pickfeine) Restaurants, Familienrestaurants und die üblichen Menus als Barfood im Pub. Dazu wird dort ein kühles Guinness gereicht um auch ja nicht durstig den Weg zurück nach Dublin mit der DART antreten zu müssen.

Jetzt zu Dir!

Martello Tower am Strand bei Skerries

 

Warst du schon in Skerries, wie hat es dir gefallen? Hast du einige Geheimtipps für andere Leser?

Nutze jetzt gleich die Kommentarfunktion für deine Tipps und Anregungen!

 

4 Gedanken zu „Raus aus Dublin, rein in die DART und hinauf nach Skerries“

  1. Wenn ich deinen Bericht zu Skerries lese, frage ich mich, warum ich bei meiner letzten Irlandreise eigentlich die ganze Zeit in Dublin geblieben bin. Auf jeden Fall eine wunderbare Inspiration für weitere Reisen… Ich liebe die Fotos!

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    • Hi Katrin! Das Frage ich mich eigentlich auch, warum du nicht aus Dublin rausgegangen bist!? Spass beiseite, du hast sicher auch in der Stadt jede Menge gesehen und erlebt. Aber wie das Beispiel Skerries zeigt gibt es jeweils gleich ausserhalb von Dublin eine Menge wunderbare Orte, welche sehenswert sind. Grüne Grüsse, Reto

      PS: spannender Blog – viel Erfolg weiterhin mit ilovetravelling.de und gib Bescheid, wenn du mal was über Irland schreibst.

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  2. Ich bin im Moment als Au Pair in Skerries und muss sagen, ich LIEBE es hier!
    Die Menschen sind echt supernett und die Umgebung mehr als schön und auf jeden Fall einen Spaziergang wert! Obwohl es doch recht klein ist, gibt es so viel zu sehen und einige gemütliche Pubs, wie Nealon’s Bar, die man ebenfalls besucht haben sollte!
    Ich habe deinen Bericht gerne gelesen und hoffe, dass durch ihn einige Menschen ihren Weg hierher finden, denn Skerries ist es definitiv wert! 🙂
    LG

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    • Hi Kimberly, ja Skerries ist wirklich toll! Cool, dass du über deinen AuPair Aufenthalt bloggst. Ich hoffe, du hast mehr Glück mit deiner neuen Gastfamilie. Alles Gute, und bleib dran mit dem Bloggen! Lass von dir hören, Grüne Grüsse Reto

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