‚Please don’t close the train, because my mum wants to get to the hospital to see the doctor.‘
Diese Zeilen schrieb Darragh Walsh im Dezember 2016 an Irish Rail. Der Sechsjährige hatte aus der Zeitung erfahren, dass geplant ist die Strecke Dublin – Sligo aus Kostengründen einzustellen.
Darraghs’ Mutter musste zu der Zeit regelmässig Untersuchungen in Dublin über sich ergehen lassen. Da sie kein Auto besitzt ist der Zug die einzige vernünftige Variante von Sligo nach Dublin zu gelangen.
Schliessungen von Streckenabschnitten gab es in der Geschichte der irischen Eisenbahn immer wieder. Von den einst gut 4’200 Kilometer an Schienen wird heute noch gut die Hälfte genutzt.
Der Rest ist von Gesträuch und Bäumen überwachsen. Oder wurde wie im Fall des Great Western Greenway in einen Wander- und Fahrradweg umfunktioniert.
Natürlich gibt es viele spannende Geschichten und Fakten rund um die Eisenbahn in Irland. Folgend drei Fakten. Den dritten finde ich besonders witzig.
Drei spannende Fakten zur irischen Eisenbahn
- Ein beliebter Ausflug in den Anfängen des Tourismus in Irland war die Fahrt mit dem Zug von London Paddington Station bis nach Killarney. Zunächst ging es mit der Eisenbahn nach Bristol. Von dort mit dem Dampfschiff nach Cork. Bevor ein Zug an die Westküste fuhr bestiegen die gutbetuchten Damen und Herren eine Postkutsche um nach Killarney zu gelangen. Später führte die Bahnlinie via Macroom nach Killarney. Ein gewisser Samuel Carter Hall beschrieb seine Reise, welche er mit seiner Frau im Jahr 1843 unternahm, im Buch „A week in Killarney“.
- Die Linie von Limerick nach Galway wurde im 2010 nach 34 Jahren wiedereröffnet.
- Vor allem in den Midlands wurde Torfabbau im grossen Stil durch die nationale Gesellschaft „Bord Na Mona“ betrieben. Der Abtransport des Torfes erfolgte mit Feldbahnen. Dies sind Schienen, welche von Hand verlegt werden können.
Streckennetz, Tipps zur Buchung und Preise
Das Streckennetz der irischen Eisenbahn ist relativ simpel gestrickt. Im Prinzip kann man vereinfacht sagen, dass von Dublin aus je ein Schienenstrang in die wichtigsten Städte im Norden, Westen und gen Süden führen.
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Doch auch eine Rundreise ist (fast) ganz mit dem Zug möglich. Von Dublin geht es zuerst zum Fährhafen von Rosslare. Dort weiter mit dem Bus da die Linie nach Waterford eingestellt wurde.
Limerick, Galway, Athlone und schliesslich wieder Dublin runden die Tour mit der Eisenbahn durch Irland ab.
Wer Lust hat kann natürlich dazwischen einen Abstecher nach Cork, Killarney oder von Dublin aus in den Norden nach Belfast und Derry unternehmen.
Die vermögenden Touristen wählen eine Reise im irischen Orientexpress. Mit dem Belmond Grand Hibernian geht es mit zwei, vier oder sechs Übernachtungen im exklusiven Zug über die Grüne Insel.
Hier ein Appetithappen. Sei aber gewarnt. Die siebentätige „Grand Tour of Ireland“ kostet einige tausend Euro. Pro Person versteht sich.
Im Februar 2021 gab der Betreiber bekannt, dass das Angebot eingestellt wird. Derzeit ist nicht bekannt, ob dieser Zug je wieder fahren wird. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Züge künftig andernorts eingesetzt werden.
Der Belmond Grand Hibernian gehört somit zu einem Stück irischer Eisenbahngeschichte.
Nach soviel Exklusivität nun einige Tipps für die Buchung von Zugtickets von Normalsterblichen wie mir.
Tipps zur Buchung von Zugtickets in Irland
Am einfachsten und günstigsten ist es wenn du Zugtickets vor Antritt der Reise im Internet buchst. Die Tickets kannst du mit deiner Kreditkarte bezahlen und am Tag der Zugfahrt am Bahnhof an einem der Ticketautomaten drucken. Dazu benötigst du natürlich die Kreditkarte mit welcher du die Buchung getätigt hast.
Ein weiterer Spar-Tipp ist den Zug nicht nur Online zu buchen, sondern dabei eine Zeit ausserhalb der Rush-Hour zu wählen. Die sogenannten „Off-Peak“ Tickets sind preislich sehr interessant.
Vor Jahren hatten wir auf diese Weise eine Zugfahrt von Dublin nach Galway gebucht. Meine Frau fährt nicht so gerne Bus und damals trauten wir uns noch nicht zu ein Auto zu mieten.
Wir Schisser…
Wie auch immer. Schon zu Hause guckten wir uns einen geeigneten Tag und Zeit aus. Ich weiss noch, dass ich der Preise wegen sehr angenehm überrascht war.
Wir leisteten uns erste Klasse und reservierten uns zusätzlich einen Sitzplatz. Das ganze kostete pro Person keine zwanzig Euro.
In der Schweiz kannst du für dieses Geld ins Nachbardorf fahren.
Wenn zu der Zeit viele Pendler oder Touristen unterwegs sind musst du dich aber im Klo einschliessen damit du einen Sitzplatz hast.
Wie auch immer. Die Preise werden auch hier in Irland angestiegen sein. Auch hier hat man gelernt des gemeine Fussvolk auszunehmen wie eine Weihnachtsgans.
Bist du ein Trekker, ein Explorer oder doch ein Besucher?
Hä?! Auch in Irland gibt es für unternehmungslustige Touristen, welche das Land mit dem Zug entdecken wollen vergünstigte Karten. Da haben wir…
Den Trekker
Mit dieser Karte kannst du an vier aufeinanderfolgenden Tagen das Streckennetz von Iarnród Éireann unlimitiert nutzen. Das Ticket kostet derzeit €110.
Der Explorer
Mit der Explorerkarte kommst du in den Genuss von unlimitiertem Zugsvergnügen auf dem gesamten Streckennetz in der Republik Irland an 5 Tagen. Die Karte ist 15 Tage gültig und kostet €160
Der Besucher
Mit der Leap Visitor Card bist du in und um Dublin gut bedient. Die Karte gibt es für einen, drei oder sieben Tage und du kannst damit in Dublin die Dart (Zug welcher das Umland von Dublin bedient), die Luas (Strassenbahn), alle Dublin Busse und den Airlink 747 benutzen.
- 1 Tag (24 Stunden) – €10.00
- 3 Tage (72 Stunden) – €19.50
- 7 Tage (168 Stunden) – €40.00
Die Zeit beginnt dabei nicht mit dem Kauf der Karte zu laufen, sondern dann wenn du diese das erste Mal benutzt hast. Du kannst auch eine Leap Karte gültig für drei Tage kaufen und nach zwei Tagen das Ganze mit einem weiteren Tag erweitern. Der gekaufte Tag wird einfach zu den bereits erstandenen drei Tagen dazu gezählt.
Spezialangebote von Irish Rail
Für ganz fanatische hat die irische Eisenbahngesellschaft einige Schmankerl auf Lager.
Mittels toller Spezialangebote findest du als Eisenbahn-Enthusiast sicher ein passendes Angebot für dich.
Mit Interrail durch Irland
Was seit Jahrzehnten gerade bei Jungen und Junggebliebenen hoch im Kurs steht ist mit einem Interrail-Ticket quer durch Europa zu fahren. Natürlich ist es auch möglich Irland mit Interrail zu entdecken.
Falls du noch nie vom Interrail Ticket gehört hast oder grundsätzlich einmal mehr darüber erfahren willst empfehle ich dir den ausführlichen Blogpost von Marie von Budgetlist.de
Sie erklärt darin detailliert wie das Interrail Ticket funktioniert, was es kostet und wo du es einsetzen kannst.
Tages- und Mehrtagestouren ab Dublin
Vielleicht bist du ja nicht zum ersten Mal in Irland oder du hast bereits von Bustouren gehört mit welchen die grossartigen Sehenswürdigkeiten von Irland entdeckt werden können.
Das ganze funktioniert auch mit dem Zug. Allerdings muss ich fairerweise sagen, dass die Attraktionen nicht gerade neben der Bahntrasse liegen. So fährst du bei den Tages- oder Mehrtagestouren von Irish Rail mit dem Zug die nächst gelegenen Ortschaften an. Von dort fahren organisierte Busse zur Attraktion. Es ist also immer eine Kombination von Zug und Bus im Spiel.
Emerald Isle Express Tour mit dem Heritage Train
Eine ganz feudale Sache ist die grosse Irland Tour mit dem Heritage Train. Du und die anderen Gäste geniessen dabei eine unvergessliche Tour durch Irland mit dem Besuch vieler Schlösser, Burgen und Herrenhäuser. Natürlich wird auch entsprechend genächtigt.
So verspricht eine Nacht im Dromoland Castle eine Schlafgelegenheit in einem echten irischen Schloss. Geistergeschichten und Schlossgespenst inklusive? Wer weiss!?
Die Rundreise mit dem Emerald Isle Express ist jedenfalls derart beliebt, dass der Zug für die ganze Saison 2017 bereits ausgebucht ist.
Ein Abriss der Geschichte der irischen Eisenbahn
Der Transport von Gütern und Personen begann mit Postkutschen ab 1740. Zuerst existierte eine Route von Dublin nach Belfast. Nach und nach wurde ein System von Strassen auch in andere Regionen ausgebaut. So konnte bald auch die Westküste und der Süden bedient werden.
Entlang der Routen begannen die Verpflegungsposten zu florieren. Mensch und Pferd wollten mit Bier und Hafer versorgt werden. Wer mit welchem Grundnahrungsmittel ist nicht weiter überliefert. Da die Reise oftmals über mehrere Tage führte mussten auch Möglichkeiten für Übernachtungen her.
So entstanden die Inn’s. Fantastische Einkehrmöglichkeiten für Ross und Reiter.
Ab 1790 entstand eine weitere grossartige Transportart. Die Möglichkeit mit Boot auf Kanälen wie dem Grand Kanal die Menschen und Güter zu transportieren. Hohe Ingenieurskunst der Schleusentechnik und Zugpferde welche die Kähne an Seilen schleppten ermöglichten, dass Boote auch Flussaufwärts fahren konnten.
Die erste Eisenbahnlinie in Irland wurde im Jahr 1834 eröffnet. Wenig überraschend begann die Reise in Dublin. Von der heutigen Pearse Railwail Station führte die Strecke nach Kingstown. Dem heutigen Dun Laoghaire.
Mitte der 1850er existierten bereits weitere Strecken. Darunter auch die Langstrecken von Dublin nach Wexford im Süden oder Belfast im Norden. Aber auch der Südwesten wurde mit der Eisenbahn erschlossen.
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So entstanden einige interessante Bauwerke, welche zum Teil noch heute bestaunt werden können. So überspannt der mächtige Chetwynd Viaduct die Autostrasse N71, welche von Cork in Richtung Bantry führt. In nur zwei Jahren Bauzeit wurde der Gigant aus Beton und Stahl erbaut und im Jahr 1851 eröffnet. Vom 150m langen Viadukt steht noch heute das Hauptgerüst und natürlich die Betonpfeiler. Der Zugang zu beiden Enden wurde aus Sicherheitsgründen in den 1970ern entfernt.
Die Cork, Bandon and South Coast Railwail war eine grosse Sache nicht nur bei der einheimischen Bevölkerung. Die Strecke von Cork nach Glengariff und Killarney via Bantry war bekannt als die „Prince of Wales Route“. Dies da gleichnamiger bei einem Besuch im Jahr 1885 diese Strecke mit seiner Frau und seinem Gastgeber dem Earl of Bandon befuhr.
Killarney war schon zu dieser Zeit ein beliebtes Ziel für Touristen. So reisten gutbetuchte Engländer ab der Londoner Paddington Station gen Westen. Mit Zug ging es nach Bristol, von dort mit dem Dampfschiff nach Cork. Bereits vor der Eröffnung des Schienennetzes in Irland wurde die Route ab Cork nach Killarney von Touristen genutzt. Damals noch mit Postkutschen.
Dank der Eisenbahn verringerten sich die Distanzen zeitlich extrem. Von Dublin aus waren Belfast und Galway nun nur noch gut fünf Stunden entfernt. Cork war in sieben Stunden zu erreichen. Zum Vergleich Sligo, welches nach wie vor nicht mit dem Zug erreichbar war. Der Weg dorthin betrug nach wie vor über zwölf Stunden.
Die Dokumentation mit dem Zug durch Irland
Hier Stichwortartig einige Punkte, welche mir aus der Dokumentation „Mit dem Zug durch Irland“ hängen geblieben sind.
- Älteste Strecke rund um Limerick Junction
- Dampfeisenbahn in Irland sehr beliebt
- Dampfloks schon früh abgelöst durch Dieselloks, da wenig Kohle vorhanden
- Lynch-Justiz! Walter Lynch, von seinem Vater (Richter und Henker in einer Person) erhängt nachdem Walter einen spanischen Nebenbuhler erstach.
- Böll nutze für seine Reisen in Irland die Eisenbahn
Wie sieht es bei dir aus. Welche Erfahrungen hast du mit dem Reisen im Zug in Irland bisher gemacht? Ist die Reise mit der Eisenbahn für dich überhaupt eine Alternative zu einem Roadtrip mit einem Mietwagen?
Titelbild von Duy Thanh Nguyen auf Unsplash
Hallo und guten Morgen,
danke für den Bericht und die vielen Info‘s, welche mir allerdings nicht so recht weiterhelfen. Ich möchte mit meiner Frau in einigen Wochen die grüne Insel besuchen und habe mich für die Bahn entschieden (ab Dublin). Limerick-Galway-Athlone sollen uns in 8 Tagen einen Eindruck vermitteln.
Mit freundlichen Grüßen
W. Potts
Hallo Wilfried, sorry für die verspätete Antwort. Zugreisen in Irland planen kannst du mit dem Journey Planer
https://www.journeyplanner.transportforireland.ie/