Was war zuerst da? Das Ei oder … der Fisch? Ostern in Irland…

Foto des Autors
Text von:
Reto Bachofner
Erstellt am:

Aus der Kategorie: Rundreise, Uncategorized

Anzahl Kommentare: Keine Kommentare

Neben dem St. Patrick’s Day ist Ostern der wichtigste Feiertag in Irland. 40 Tage hat der Ire vor dem Ostersonntag gefastet und der Tag wird eher ruhig und besonnen angegangen. Irland wäre aber nicht Irland, wenn es nicht auch eine Besonderheit gäbe. Ausser du siehst es als normal an einen Hering zu beerdigen

In der 40tägigen Fastenzeit verzichtet man in Irland auf Fleisch. Manche verzichtet in dieser Zeit auf Zigaretten, Alkohol und sogar auf den TV-Apparat. Das will was heissen und so kommt die Fastenpause, der St. Patrick’s Day, gerade richtig. Wobei der Paddy’s Day mittlerweile zur St. Patrick’s Week ausgedehnt wurde. Du verstehst warum…

Der Karfreitag – wo gehts hier zur nächsten Pint?

Der Karfreitag ist recht kurz erklärt. Da passiert – nichts! Dieser Tag dient zur Vorbereitung von Körper und Geist auf den Ostersonntag. Das Haus wird herausgeputzt und alles für das grosse Essen präpariert. Haare und Nägel schneiden gehört dabei ebenso zum Ritual wie neue Kleider kaufen um diese an der Ostermesse erstmals tragen zu können. So geht es gut vorbereitet dem Sonntag entgegen – aber halt, eine Besonderheit gilt es noch zu beachten.
Guinness Schriftzug
Vor einigen Jahren waren wir zu Besuch in der nordirischen Stadt Derry. Wir wunderten uns dort, dass die Iren am Vortag die Supermärkte stürmten und sich mit Alkohol in rauen Mengen eindeckten. Der Grund wurde uns Touristen am nächsten Tag schnell klar. Alle Läden und die meisten Pubs waren geschlossen. In denjenigen Pubs, welche offen hatten, wurde erst ab fünf Uhr nachmittags Alkohol ausgeschenkt. Für uns Touris eine harte Prüfung an diesem Nachmittag. Statt eines pechschwarzen mit einer hübschen weissen Schaumkrone versehenem Guinness tranken wir Cola und harrten der Dinge die da kommen mochten.

Whipping the Herring!

Googelt man nach dem Begriff “Osterbrauch Irland” findet man einige Seiten, welche von einem alten, irischen Brauch sprechen. Es ist die Rede davon, dass am Ostersonntag ein Hering beerdigt wird. Dies tönt so skurril, dass mein Interesse sofort geweckt ist. Was hat es damit auf sich? Es geht dabei um eine Schein-Beerdigung eines Herings. Früher wurde die Fastenzeit strikte eingehalten. Unter anderem bedeutete dies den Verzicht auf Fleisch. Ein Umstand der die Metzgerzunft leiden liess. Auf den Tisch kam während der Fastenzeit vor allem Fisch anstelle eines Irish-Stew mit zartem Lammfleisch. Der Hering war dabei ein Essen, welches vor allem für die Armen erschwinglich war. Aber auch die reichen Leute wichen auf Hering aus. Sechs Wochen immer wieder Fisch nervt aber gewaltig und auch die Metzger waren alles andere als glücklich. So erfanden diese den Brauch am Ostersonntag einen Hering an einem langen Stock aufzuspiessen und diesen durch die Ortschaft zurück zum Fluss zu tragen. Damit nicht genug. Währenddem der Fisch spazieren getragen wurde, wurde dieser von den Leuten beschimpft, ausgelacht und verprügelt! Iren haben manchmal einen komischen Sinn für Humor.
Fischkutter
Nach dem Spiesrutenlauf wurde der Fisch, oder besser gesagt was von ihm übrig war, in den Fluss geworfen. Das Zeremonie endete damit, dass ein gevierteltes, mit Bändern und Blumen geschmücktes Lamm, auf den Stock gebunden und feierlich durch die Stadt getragen wurde. Die Fastenzeit war vorbei.

Der Ostersonntag in Irland heute

In der heutigen Zeit haben sich die Bräuche am Ostersonntag etwas geändert. Man geht es recht ruhig an. Wichtig und sicher der Höhepunkt ist die Messe. Die Kirchen werden mit vielen Blumen hübsch geschmückt und im Innern brennen hunderte Kerzen. Als Mahlzeit bereitet Mutter einen leckeren Lammbraten zu. Als Vorspeise gibt es eine Lauchsuppe. Die Auferstehung von Jesus wird weniger mit dem Suchen von bemalten Ostereiern gefeiert. In den letzten Jahren ist es – sehr zur Freude der Schokoladenhersteller – Tradition riesige Ostereier – zum Teil gefüllt mit kleineren Schoko-Eiern oder Pralinen – zu verschenken. Vielerorts ist es üblich, dass Tanzwettbewerbe durchgeführt werden. Dabei erhalten die Gewinnerin und der Gewinner einen grossen Kuchen, welcher anschliessend mit den restlichen Teilnehmern geteilt wird.

Fazit – Ostern in Irland

In Irland ist die Tradition des Eierfärbens nicht weit verbreitet. Versteckt und verschenkt werden überdimensionale Eier aus Schokolade. Das Ende der Fastenzeit und die Auferstehung von Jesus wird eher gemütlich gefeiert mit dem Besuch der Messe am Sonntag, einem schönen Lammbraten und zusammensein mit der Familie. Vielerorts werden Tanzwettbewerbe durchgeführt an welchem man einen Kuchen gewinnen kann. Die komische Tradition des Hering-Begräbnisses wird meines Wissens nicht mehr durchgeführt. Lass es mich wissen, falls du Kenntnis von einem “Whipping the Herring” hast!

War der Artikel über die irischen Osterbräuche für dich nützlich? Dann teile ihn doch bitte jetzt auf deinen sozialen Netzwerken.

Beannachtaí Ná Cásca Dhuit Agat – May the blessings of Easter be on you.

Textquellen:
Your Irish – Easter in Ireland
Crawford Gallery – Grogan Herring
Roaring Water Journal – Whipping the Herring
Irish Culture – Easter in Ireland

Schreibe einen Kommentar

Cookie Consent mit Real Cookie Banner