Viele Urlauber möchten das unberührte und ursprüngliche Irland erleben und entdecken. Und es gibt sie noch. Die abgelegenen, von Touristen nicht oder wenig ausgetrampelten Pfade des ländlichen, wahren und originalen Irlands. Neben Donegal und Connemara im Norden resp. Westen Irlands, ist eine weitere solche Gegend in meinen Augen der Sheep’s Head in West Cork.
Obwohl bereits 2009 zur “European Destination of Excellence” ausgezeichnet, ist die Halbinsel Sheep’s Head bis heute vom Massentourismus verschont geblieben. Gott sei Dank. Die Einheimischen nennen die Gegend schon immer “Place of Eden”. Auf einer kleinen Rundfahrt mit dem Auto über die Halbinsel und einer Rundwanderung zum Leuchtturm können wir uns selbst davon überzeugen.
Auf dem Wild Atlantic Way zum Sheep’s Head
Die Sheep’s Head Peninsula ist zusammen mit der Halbinsel des Mizen Head eine Landzunge, welche den südwestlichsten Teil Irlands bildet. Der Leuchtturm am Mizen Head ist tatsächlich der südwestlichste Punkt Irlands. Viele Auswanderer haben, auf der Fahrt nach Amerika, mit diesen Küsten das letzte Stück ihrer irischen Heimat gesehen. Vielleicht liegt gerade darin die Faszination dieser wunderbaren Umgebung? Oder ist es doch das Wetter, welches hier noch schneller zu wechseln scheint wie sonst auf der grünen Insel sowieso schon üblich?
Mal sanft, mal rau wetteifert diese Landzunge mit dem mal tosenden, mal stillen Atlantik um die Vorherrschaft am westlichsten Rand Europas. Die Landschaft jeden Falls ist beeindruckend, ja gar atemberaubend. Viele Kunstschaffende kommen hierher um Inspiration zu suchen und die Meisten finden diese auch. Sei es beim Schreiben, malen, skizzieren, dichten oder einfach um zur Ruhe zu finden.
Wir starten unsere Erkundungstour von der Ortschaft Bantry her auf der nördlichen Seite der Halbinsel und sind sofort zieht uns die Landschaft und das Panorama des Sheep’s Head in seinen Bann.
Fast am Ende der Halbinsel “Sheep’s Head” hat man auf einer Anhöhe diesen herrlichen Ausblick auf den Mizen Head. Bei gutem Wetter sieht man den Leuchtturm auf dem Fastnet Rock.
Am Sitz des Riesen – treffen mit Finn McCool
Auf der kurvenreichen Strasse, neu ausgeschildert auch hier als Wild Atlantic Way, fahren wir in westlicher Richtung bis ans Ende der Halbinsel. Unterwegs machen wir kurz halt am „Windy Gap“ um uns kurz die Beine zu vertreten. Hier finden wir den Hinweis, dass der Weg des Sheep’s Head Way an dieser Stelle hinauf führt zu Finn McCools Seat. Der Riese aus der irischen Saga kennen wir ja bereits vom Giant’s Causeway! Dort soll der Riese einen Damm aus Basaltsteinen bis nach Schottland gebaut haben, da kein Schiff gross genug war für ihn. Drüben angekommen wollte sich der gute Finn mit seinem schottischen Pendant Benandonner anlegen. Als er aber von weitem bereits den Eindruck erhielt, dass Benandonner viel grösser war als er machte Finn auf dem Absatz kehrt zurück auf die Grüne Insel. Der schottische Riese bekam Wind von der Sache und nutzte den Pfad des Riesen um Finn zu folgen. Dieser wiederum bekam fürchterliche Angst um sein Leben. Da hatte seine Frau die grossartige Idee, dass sich Finn als Baby verkleiden sollte und sich in eine Wiege legen. Sie würde Benandonner erzählen sie würde zum Baby schauen, Finn wäre noch auf der Jagd. Als der Schotte das riesige Baby sah, fürchtete ihn die blosse Vorstellung davor wie riesengross erst sein Vater sein würde. Benandonner erfasst die nackte Panik und bei seiner Rückkehr nach Hause zerstörte er den Damm hinter sich. Eine tolle Geschichte, nicht? Natürlich handelt es sich nur um eine Sage, aber sie ist voller echter irischer Schlitzohrigkeit. Herrlich.
Wir sind aber nun ja auch nicht am Damm des Riesen im Norden, sondern an Finn McCool’s Seat im Südwesten Irlands. Leider habe ich die Bedeutung und den Zusammenhang mit Finn und diesem Ort noch nicht herausgefunden. Vielleicht weisst du mehr dazu? Die Kommentarfunktion ist offen.
Dem sogenannten „Goat’s Path“ – auf der Halbinsel des Schafskopfes gibt es also tatsächlich einen Ziegenpfad – sind wir nur ein Stück hochgelaufen und nicht bis ganz zum Sitz des Riesen. Dort ist eine Gedenkstätte und eine Marienstatute aufgestellt. Schon hier ist die Aussicht aber einfach Traumhaft. Schau dir nur mal die Bilder an!
Wo geht’s hier zum Leuchtturm, bitte?
Nach diesem bildstarken Intermezzo wunderbarer Landschaft fahren wir weiter. Es sei aber noch erzählt, dass wir im Norden von hier Oben auf die Beara Halbinsel und mittels einem kurzen Dreher um 90 Grad südwärts zum Mizen Head blicken können. Einmalig! Nun aber hurtig weiter – auf zum Leuchtturm am Sheep’s Head. Dieser ist – zumindest denkt man – einfach zu finden. Fahre einfach bis zum Ende der Insel, dort bis zum kleinen Bistro. Hier kannst du dich mit einer Suppe stärken oder einfach gemütlich einen Kaffee trinken bevor es auf den Weg zum Leuchtturm geht. Der Weg ist gut ausgeschildert und bis auf wenige Ausnahmen auch gut zu laufen. Kurz bevor man sein Ziel erreicht, sind aber noch einige etwas steil abfallende Passagen zu bewältigen. Nichts schwieriges, aber aufpassen und trittsicher sollte man schon sein. Die Halbinsel endet hier nun bald und vom Leuchtturm sieht man weit und breit – nichts! Zuerst entdecken wir einen Rundkreis mit Steinen. Es handelt sich dabei nicht um einen Steinkreis, sondern es sieht eher nach den Ruinen eines alten Leuchtturms aus?! Na vielleicht haben sich die Iren wieder mal einen Scherz erlaubt und den Leuchtturm abgebaut kurz bevor ich aufgetaucht bin. Wäre ja typisch.
Sind dies die Spuren eines alten Leuchtturms am Sheep’s Head?
Nicht verzagen, einfach dem „Weg“ folgen und nachdem wir eine steile Treppe in Richtung Wasser hinuntersteigen, kurz um die Ecke linsen und schon steht der Leuchtturm in seiner ganzen Pracht da. Man kann hier – ganz am Ende der Insel – die Landschaft und den Blick auf den Atlantik ganz gut geniessen. Das Panorama von Finn McCool’s Seat aus ist aber eindeutig besser. Wie auch immer, der Leuchtturm wurde ja auch nicht zum Spass gebaut, sondern um den Schiffen den Weg zu weisen.
Auf dem Rückweg im Tal des Todes
Beim Leuchtturm treffen wir auf eine Familie und quatschen ein bisschen mit Opa. Er komme aus Kinsale und mache aber gerne mal einen Ausflug hierher, was wir ihm nicht verübeln können. Wir erzählen, dass wir heute noch nach Clonakilty fahren wollen worauf wir vom Workhouse in „Clon“ erfahren. Hierhin wurden während der Grossen Hungersnot die Menschen gebracht, welche die Reise von Cobh aus nach Amerika sowieso nicht überstanden hätten. Im Workhouse, heute steht dort ein Spital, hatten dazumal 6’000 Seelen einen Platz. Die meisten von ihnen dürften damals gestorben sein.
Unser Weg führt uns weiter zurück zum Ausgangspunkt. Wir entscheiden uns den Rundweg zu machen, also nicht auf dem gleichen Weg zurück zu gehen. Kluge Entscheidung. Dieser Weg und die Aussicht hinüber auf Beara sind zwar wunderschön und die Wanderung zwischen zwei Hügelzügen entzückend, aber der Weg wird mehr und mehr sumpfig und somit anstrengend. Die Gegend erinnert mich aber an diejenigen aus einem der legendären Winnetou Filme. Ich taufe das Tal deshalb in „Tal des Todes“. Gut hat der heilige St. Patrick damals alle Schlangen von der Grünen Insel verbannt, ansonsten wären uns diese Viecher hier garantiert begegnet. Winnetou und Old Shatterhand überlebten damals übrigens den Ritt durch das Tal nur, indem sie ihre Pferde mit dem Saft einer bestimmten Pflanze einrieben, was die giftigen Schlangen verjagte. Dieser Trick wäre uns hier nicht gelungen, da wir blöderweise die Pferde zu Hause in der Tiefkühltruhe vergessen haben.
Das “Tal des Todes” wie ich es nenne in der Nähe des Leuchtturmes am Sheep’s Head
Wie auch immer, wir schaffen den Weg durch den Sumpf und dürfen uns im kleinen Restaurant mit einer hausgemachten Suppe stärken. Zurück geht es auf der Südseite der Halbinsel, welche wir bei Durrus verlassen. Dies mit dem Wissen, sicherlich nicht das letzte Mal auf der Sheep’s Head Peninsula gewesen zu sein.
Weitere Informationen:
Hier geht es zur offiziellen Seite des Sheep’s Head Way
Facebook Seite des Sheep’s Head Way
Wer eine Auszeit machen möchte ist in diesem Ferienhaus am Sheep’s Head richtig
Hallo Reto!
Sehr schöne Fotos und sehr informativ dein Bericht – wie immer… :=)
grüne Grüße
Hallo Freddy, danke für deinen Kommentar und dein Lob! Grüne Grüsse, Reto
Hallo Reto,
schön, dass ich heute dein Blog gefunden habe. Ich bin echter Irlandfan und schon seit Jahren dort zum Wandern unterwegs auf den best of trails. Allerdings bin ich mittlerweile so anspruchsvoll, dass ich keine Lust auf viel Asphalt habe. Das ist ja leider beim Burren Way der Fall. Wie sieht es am Sheeps Head Way damit aus?
Wäre eine Idee für eine Tour im Juni, deshalb frage ich. Liebe Grüße,
Karin
Hallöchen Reto, wie kommst Du auf diesen Kommentar: „Zurück geht es auf der Südseite der Halbinsel, welche wir bei Kenmare nun verlassen. Dies mit dem Wissen, sicherlich nicht das letzte Mal auf der Sheep’s Head Peninsula gewesen zu sein.“? Ich jedenfalls komme nach Durrus wenn ich Sheep’s Head auf der Südseite verlasse! Oder habe ich etwas falsch verstanden? Grüsschen aus der arschkalten Schweiz sendet Dir/Euch Franz
Hey Franz,
Du hast Recht, ich komm auch bei Durrus raus, wenn ich den Sheeps Head im Süden verlasse. Keine Ahnung wie ich da auf Kenmare gekommen bin. Danke für den Hinweis!
Liebe Grüsse und bis bald,
Reto