Im Hafen von Cobh – Letzter Halt, Queenstown!

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Reto Bachofner
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Aus der Kategorie: Rundreise, Uncategorized

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Eine der Sehenswürdigkeiten in Cork ist die Hafenstadt Cobh. Am 11. April 1912 ankerte die RMS Titanic auf ihrer Jungfernfahrt hier. Auch brachen Millionen irischer Emigranten von hier aus auf um in Amerika ein neues, besseres Leben anzufangen. Zahlreiche grellbunt gestrichene Häuser und einige sehr steile Strassen prägen das Ortsbild von Queenstown wie Cobh zu Beginn des 20. Jahrhunderts genannt wurde.

Von unserem Aufenthalt in Cobh ist mir vieles in Erinnerung geblieben. Ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll? Sind es die – der Hanglage zum Dank – steilen Strassen, welche vom oder zum Hafen führen und einem ein bisschen das Gefühl geben in San Francisco zu sein? Oder die alles überragende, mächtige neugotische St. Coleman Kathedrale, welche das Ortsbild prägt? Oder die bunten Häuserzeilen und das flanieren am Quay entlang, welches einem das Gefühl gibt an der italienischen Riviera gelandet zu sein? Neben dem Ort an und für sich gibt es auch sonst viel Interessantes zu entdecken. Mehr dazu weiter unten im Artikel – Sehenswürdigkeiten in Cobh.
TIPP!
Auf dem Dach des Hotel Commodore gibt es eine Bar von welcher man einen wunderschönen Ausblick auf den Hafen von Cobh hat. Die Bar ist nur bei schönen Wetter geöffnet. Falls das Wetter zuwenig mitmacht, kann man trotzdem kurz hochgehen. Einfach an der Reception nach dem Schlüssel fragen!

1912 – die Titanic dockt in Cobh an

Hier an diesem hölzernen Steg legte am 11. April 1912 die Titanic an um einige Passagier aus- und einsteigen zu lassen. Cobh war der letzte Hafen an welchem das Unglücksschiff anlegte. Hier an diesem hölzernen Steg legte am 11. April 1912 die Titanic an um einige Passagier aus- und einsteigen zu lassen. Cobh war der letzte Hafen an welchem das Unglücksschiff anlegte.

Es ist der 11. April 1912 als die RMS Titanic auf ihrer Jungfernfahrt gegen Mittag in Queenstown anlegt. Sieben Passagiere mit Reiseziel Irland gehen von Bord und 123 Passagiere steigen zu, von ihnen haben die meisten Tickets der dritten Klasse gekauft. Nur 44 der 123 werden die Katastrophe überleben. Das Schiff legt um 13.30 Uhr ab um auf der traditionellen Nordatlantikroute nach New York zu gelangen. Gerade die Passagiere der dritten Klasse haben nur ein Ziel – weg aus Irland, dem Armenhaus Europas, auf nach Amerika. Sie wollen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ein neues, besseres Leben beginnen. Das ausgerechnet die als unsinkbar angepriesene Titanic ihr stählerner Sarg werden wird und sie Amerika nie sehen werden, ahnen sie nicht. Noch heute steht der hölzerne Steg an welchem die Titanic angelegt hatte als Mahnmal im Hafen von Cobh. Neben den unglücksseligen Passagieren der RMS Titanic war diese Anlegestelle für Millionen von irischen Emigranten der letzte Kontakt zur alten Heimat.

Emigration im Hafen von Queenstown

Zwischen 1848 und 1950 verliessen sechs Millionen Iren Aufgrund der grossen Hungersnot (1845 – 1852) und später schlechter (Über)lebensbedingungen ihre Heimat. Fast die Hälfte davon nutzte den Hafen von Queenstown um nach Nordamerika zu gelangen. Auf den schlecht ausgestatteten Emigrationsschiffen verbreiteten sich Krankheiten und Seuchen. Die Schiffe wurden bald “Coffin Ships” (Sargschiffe) genannt. Viele starben bereits auf der Fahrt nach Amerika oder kurz nach der Ankunft. Da man befürchtete, dass Seuchen eingeschleppt werden könnten wurden die irischen Einwanderer nicht mit offenen Armen empfangen. Viele Schiffe wurden gar nach Kanada umgeleitet Richtung Grosse Isle. Alleine im Jahr 1847 wurden dort 10’000 Iren beerdigt. Heute weist eine Gedenktafel darauf hin.

„Tausende Kinder der Iren sind auf dieser Insel umgekommen, als sie in den Jahren 1847/48 vor ausländischen, tyrannischen Gesetzen und einer künstlichen Hungersnot flohen. Gott segne sie. Gott schütze Irland.“

Wer die Überfahrt überlebte gehörte aufgrund der katholischen Konfession und der Herkunft zur untersten Gesellschaftsschicht. Die Iren übernahmen die schwerste und schmutzigste Arbeit zu niedrigsten Löhnen. Dies brachte ihnen den Hass der angestammten Arbeiterklasse ein, da die Iren zu deren Konkurrenten wurden.

Sehenswürdigkeiten in Cobh

Um Cobh entdecken und geniessen zu können solltest du schon einen ganzen Tag einplanen. Hier die sechs Top-Sehenswürdigkeiten in Cobh:

Am 30. September 1868 wurde mit dem Bau der Kathedrale begonnen. Fast fünfzig Jahre später im Jahr 1915 wurde die Kathedrale fertiggestellt. Der Kirchturm ist insgesamt 91.4m hoch und somit nach dem Kirchturm der Kathedrale von Limerick der zweithöchste in Irland. Die dreischiffige Basilika auf Kreuzgrundriss lehnt sich eng an Vorbilder der französischen Kathedralgotik an. Für den Bau wurde hauptsächlich blauer Granit aus Dalkey und Sandstein aus Mallow verwendet. Die Vollendung der Kathedrale gelang 1916 als im Glockenturm ein Glockenspiel mit 49 Bronze-Glocken installiert wurde. Es ist das einzige Glockenspiel in Irland. Die Glocken wiegen zusammen 25 Tonnen. Alleine die Grösste davon über 3.6 Tonnen.

Das Museum des Cobh Heritage Center befindet sich in der ehemaligen Bahnstation von Cobh. In ihm befindet sich mit dem Queenstown Experience die am längsten dauernde Ausstellung irischer Geschichte. Das Leben in Irland im 18. und 19. Jahrhundert wird dem Besucher näher gebracht. Des Weitern ist die Massenemigration aus Irland sowie die Grosse Hungersnot ein Thema. Aufgezeigt wird auch wie “Kriminelle” für kleinere Diebstähle (z.B. Essen) nach Australien deportiert wurden. Eine Ausstellung der Geschichte der RMS Titanic ist ebenfalls zu sehen. Häufig besuchen Kreuzfahrtpassagiere das Museum, da deren Schiffe in Cobh andocken. Das Museum beherberg neben dem obligaten irischen Geschenkeshop auch ein Kaffee in welchem man sich von den Informationen und Eindrücken stärken kann.
Im Museum über Cobh kann man sich ausführlich über die Geschichte des Städtchens informieren lassen. Daneben gibt es immer wieder Sonderausstellungen. Es werden auch die Schicksale einzelner Iren erzählt, welche ihre Heimat verlassen mussten. Das Museum ist jeweils von April bis Oktober geöffnet. Auf der Website von Cobh Museum sind weitere Informationen zu finden.
Eine geführte Tour durch Cobh in welcher der Besucher interessante Fakten über die Titanic und deren Verbindung zu Queenstown erhalten. Eigens daraufhin trainierte Führer nehmen den Teilnehmer auf eine Reise ins Jahr 1912 mit und man kann sich so den Ort sehr lebendig vorstellen wie die Leute vor über 100 Jahren die Titanic bestiegen haben in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Amerika.
Auf diesem Friedhof bei der alten Kirche sind vor allem Seefahrer, welche bei Schiffsunglücken ihr Leben verloren haben, begraben. Bekannt ist der Friedhof vor allem, da fast 280 Menschen in Massengräbern dort begraben sind, welche beim Untergang der RMS Lusitania umgekommen sind. Dieses damals grösste Passagierschiff der Welt wurde am 7. Mai 1915 vor der Küste Südirlands von einem deutschen U-Boot versenkt. 1’200 Menschen kamen dabei zu Tode. Fast alle der 280 gefundenen Toten wurden auf dem Clonmel Old Church Cemetery in drei Massengräbern beerdigt.
Nicht nur eine der Top Sehenswürdigkeiten in Cork sondern in ganz Irland ist der Fota Wildlife Park. Auf über 30 Hektaren präsentieren sich dem Besucher über 30 verschiedene Tierarten und über 50 Vogelarten. Einige Tiere wie Lemuren oder Affen laufen frei im Park herum, währenddem andere wie die Giraffe oder das Bison gut eingezäunt sind. Trotz der Umzäunungen wurde darauf geachtet, dass die Tiere in möglichst natürlicher Umgebung leben können. Ob die Giraffe dem ewigen irischen Regenwetter allzu viel Positives abgewinnen kann ist allerdings nicht überliefert. Neben den Tieren gibt es auch jede Menge an Pflanzen zu sehen, welche in Irland ansonsten nicht heimisch sind.

Die Geschichte von Cobh

Der Hafen wurde zuerst in “Cove” benannt (The Cove of Cork). Um 1850 wurde der Ort in Queenstown umbenannt. Dies zu Ehren des Besuches von Queen Victoria. Bis 1920 blieb der Name Queenstown ehe er nach dem irischen Unabhängigkeitskrieg in Cobh umbenannt wurde. Cobh ist lediglich eine Angleichung ans Gälische vom englischen “Cove” und hat in der irischen Sprache keine Bedeutung. Die “grosse Insel” wie Cobh genannt wurde, wurde bereits 1’000vChr. durch Neimheidh, einer Figur der irischen Mythologie, besiedelt. Die Insel war deshalb lange bekannt als “Oilean Ard Neimheadh”. Später gehörte die Insel, wie der ganze County Cork auch, dem Uí Liatháin an. Dies war die Bezeichnung für ein frühzeitliches “Kingdom of Munster”. Später wechselte die Bezeichnung zu “Oilean Mor An Barra”, dies da eine Familie Barry nun Besitzer der Insel war. Zu dieser Zeit wurde das spätere Cobh als Ballyvoloon bezeichnet, ehe das Dorf ab 1750 in Cove umbenannt wurde.

Textquellen und weiterführende Links

Emigration aus Irland untermalt mit vielen Hintergründen, Bildern und Impressionen
Cobh auf Wikipdedia in Deutsch
Nemed – eine Figur der irischen Mythologie. Besiedler der grossen Insel im Cork Harbour
Cobh Heritage Center
Cobh Museum
Titanic Trail – geführte Tour durch Cobh rund um das Thema Titanic
Friedhof bei der alten Kirche
Fota Wildlife Park – Top Sehenswürdigkeit in Irland

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