Die Causeway Coastal Route – unterwegs im Norden der Grünen Insel

Du kennst es sicher.

Die alte Frage, welche dir schon in der Schule gestellt wurde.

„Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen“.

Heute stelle ich dir die Frage anders. Welche drei Dinge benötigst du um auf deiner Lieblingsinsel glücklich zu sein?

Meine Antwort?

Ein Auto, eine Karte der Causeway Coastal Route und das brennende Verlangen diese wundervolle Küste zu entdecken!

Autotour durch Nordirland

Unterwegs in Nordirland auf der Causeway Coastal Route. Hier am Giant’s Causeway – dem Damm des Riesen.

Der Nordirische Tourismusverband spricht von einem „Roadtrip to Heaven“, wenn es um die 190km lange Strecke von Belfast nach Derry entlang der Küste von Antrim geht. Da ist natürlich einiges an Marketing-Kalkül dabei, aber Lügen tun sie nicht die Tourismusverantwortlichen. Vielerorts kann man sogar lesen, dass die Causeway Coastal Route zu den 5 schönsten Autostrassen der Welt gehört.

Im Jahr 2011 haben wir die Antrim Coast selbst entdecken und dabei feststellen dürfen, dass es sich hier zweifelsohne um einen der schönsten Landesteile Irlands handelt. Und wer weiss, wären die alten Provinzen Irlands nicht noch heute unter der Fuchtel der englischen Königin. Unsere Heimat wäre vielleicht nicht der Südwesten Irlands geworden, sondern der Nordosten.

Ja, so schön ist es dort.

Eine wunderbare Küstenstrasse, mit vielen Möglichkeiten mal von der Hauptstrasse abzubiegen um etwas Spannendes zu entdecken. Egal ob Geschichte, Architektur, Kultur oder gar Naturwunder – die Causeway Coastal Route bietet dem Besucher einfach alles was das Herz begehrt.

Welcher Reiseführer eignet sich für Nordirland?

 

Bei der Planung auf deiner Reise durch Nordirland helfen dir nicht nur zahlreiche Internetseiten und Blogs wie dieser. Hilfreich sind natürlich auch traditionelle Reiseführer in Buchform. Hier stelle ich fest, dass es aktuell keinen spezifischen Reiseführer für Nordirland gibt. Du hast die Wahl entweder ein Buch für Grossbritannien zu kaufen, welches Nordirland ebenfalls umfasst oder dir einen Reiseführer über die Republik Irland zu kaufen. In den meisten sind die sechs Grafschaften im Norden unserer Lieblingsinsel auch enthalten. Ich empfehle dir die folgenden Reiseführer:

Starte dein Abenteuer auf der Causeway Coastal Route

Dein Abenteuer startest du in der Hauptstadt Nordirlands, in Belfast. An der Ostküste entlang geht es hinauf, Richtung Giants Causeway – dem Damm des Riesen. Vorher solltest du aber einen Zwischenstopp in der berühmten Bushmills Destillerie einplanen und nach dem Genuss eines Black Bush, wirst du dir genügend Mut angetrunken haben um die Hängebrücke bei Carrick-a-Rede zu passieren. Weitere Höhepunkte der Reise sind sehenswerte Ortschaften wie Newtownabbey, Carrickfergus, Ballycastle und Port Stewart oder weitere wahre Perlen wie der extrem Fotogene Mussenden Tempel oder einer der zahlreichen Sandstrände wie z.B. bei Downhill, Benone oder dem Magilligan Beach. Irgendwann wird es dann nach so vielen schönen Eindrücken höchste Zeit in der historischen und geschichtlich spannenden Kleinstadt Derry etwas zu verschnaufen.

Unsere Tour auf der Causeway Coastal haben wir gerade dort begonnen, wo die meisten Besucher aufhören. In Derry.

Derry

Kirche in Derry, einer gemütlichen aber historisch hochinteressanten Kleinstadt in Nordirland

Derry, Londonderry? Free Derry!

Genauer gesagt kennen wir die Stadt bereits von vorherigen Besuchern und mittlerweile zählen wir den Besitzer unseres Stamm B&B dort zu unseren Freunden. Das Abbey Bed & Breakfast liegt mitten in der sogenannten Bogside, vor einigen wenigen Jahrzehnten noch DER Brennpunkt im Nordirlandkonflikt.

Heute geht es dort gesitteter zu und her. Die britische Armee hat sich endlich verzogen, die Wachtürme und Barrikaden abgebaut und auch der Stacheldraht ist weg. Das macht das ganze Quartier schon um einiges Freundlicher. Geblieben sind die Erinnerungen an einen Konflikt, welcher in einem zivilisierten Land in Westeuropa gar nie hätte stattfinden dürfen. Doch die Geschichten sind immer noch präsent in den Köpfen der Leute und heute kannst du als Tourist die Erzählungen der damaligen Ereignisse von Leuten hören, welche den Nordirland-Konflikt nicht nur mitbekommen haben, sondern Teil des Konfliktes wurden.

Walled City

Spaziergang auf der Stadtmauer in Derry. Es ist die einzige vollständig erhalten Stadtmauer in Grossbritannien

Im Museum of Free Derry treffen wir auf John Kelly. Er arbeitet nicht nur im Museum er hat dieses mit aufgebaut und geprägt. Sein Bruder, Michael G. Kelly, war einer der friedlichen, unbewaffneten Demonstranten, welche am 30. Januar 1972 von einem britischen Fallschirmjäger-Batallion erschossen wurden. 15 Tote Zivilisten. In die traurige Geschichte des Konfliktes ging der Tag als „Bloody Sunday“ ein. Neben dem Free Derry Museum, kannst du eine geführte Tour zu den zahlreichen Murals in der Bogside machen und zum berühmten Free Derry Corner. Die Führungen sind im Museum buchbar und werden ebenfalls von Leuten durchgeführt, welche den Nordirlandkonflikt am eigenen Leib erleben mussten.

Daneben ist Derry eine nette Kleinstadt, welche alles bietet was das Touristenherz begehrt. Kulturell mit weiteren Museen oder Architektonisch mit der alten Stadtmauer, auf welcher du gemütlich spazieren gehen und so Derry von oben sehen kannst. Offiziell heisst die Stadt – politisch nun neutral – City of Derry. Wobei sich immer mehr durchsetzt nur noch die (katholische) Variante zu nennen. Derry.

In der Bogisde steht auch die berühmteste Mauer von Derry. Der Free Derry Corner

Via Letterkenny, Strabane und Coleraine geht es für uns jetzt weiter nach Portstewart.

Magilligan Point, Mussenden Temple und Castlerock – immer der Küste entlang

Von Derry aus kannst du auf der A37 direkt Richtung Coleraine fahren. Viel schöner und Sinn unserer Tour auf der Causeway Coastal Route ist aber der „Seacoast Road“ entlang in Richtung Portstewart. Am Lough Foyle entlang, kannst du am Magilligan Point einen Martello Tower aus der Zeit als man die ganze Küstenlinie mit diesen Verteidigungstürmen ausstattete um gegen eine allfällige Invasion durch Napoleon gewappnet zu sein. Der kleine, französische Feldherr war aber grad verhindert, da man ihn kurzerhand auf die Insel St. Helena verbannt hatte.

Derweil wir an Napoleon keine weiteren Gedanken verschwenden fahren wir Richtung eines extrem, extrem berühmten Fotomotives. Der Mussenden Tempel sagt vom Namen her den wenigsten Irlandtouristen etwas. Ein Bild von ihm – und jeder weiss was gemeint ist! Auch Fans der Fantasy-Serie Game of Thrones wird die Location als „Dragonstone Beach“ ein Begriff sein.

 

Nordirland ist mittlerweile auch auf dem Radar von Filmfans aus aller Welt. Währenddessen die Fans von „Star Wars“ nach Skellig Michael pilgern, haben diejenigen der Fantasy Serie Game of Thrones die Auswahl an zahlreichen Filmlocation an der ganzen Küste von Antrim. Die Causeway Coastal Road eignet sich perfekt für einen Roadtrip der Drehorte von GoT entlang.

Neben dem Downhill Beach und dem Mussenden Temple, welcher ursprünglich als Bibliothek diente, lohnt sich ein Spaziergang zur Ruine des ehemals prächtigen Downhill House. Einem Herrenhaus, einstmals gebaut für den Earl of Bristol, 1871 abgebrannt, wieder aufgebaut und während dem zweiten Weltkrieg als Kommandozentrale der Royal Air Force dienend hat die Ruine eine bewegende Geschichte hinter sich.

Mir persönlich gefällt die Nordküste Irlands sehr gut. Weite grüne Felder und steil abfallende Küsten bilden Landschaft hier. Bei blauem Himmel scheint einem Irland müsse unendlich Gross sein und wer dabei auf den Atlantik blickt hat das Gefühl er sei am Ende der Welt angelangt. Wer in diesem Teil des Landes weilt, für den steht sicherlich nicht nur die Basaltsäulen des Giants Causeway, die Carrick-a-Rede Rope-Bridge oder die Destillerie von Bushmills auf dem Programm. Einen Besuch ist ganz sicher auch das Downhill House und der Mussenden Tempel bei Castlerock wert. Mit guter Planung sind alle Sehenswürdigkeiten an einem Tag möglich – wenn du mehr Zeit hast, um so besser!

Wir nähern uns so langsam Richtung Portstewart, einer Kleinstadt, welche vor allem bei Surfern für den rund zwei kilometerlangen Sandstrand bekannt ist. Dieser dient nicht nur den Wassersportlern, sondern eignet sich hervorragend um sich die Beine an der herrlichen Promenade vertreten zu können.

Mein Tipp
Dunluce Castle

Zwischen Portrush und Bushmills findest du das dramatisch auf einer Klippe stehende Dunluce Castle. Bereits im 17. Jahrhundert stürzte die Küche der Burg bei einem schweren Sturm in die tosende See hinunter. Es wird befürchtet, dass auch die Rest der Burg irgendwann einmal durch die Erosionen an der Klippe ins Meer hinunter donnern wird. Doch keine Angst. Der National Trust lässt – wie beim Mussenden Tempel – das Gestein überwachen und hat Massnahmen ergriffen die Schlossruine zu retten.

Burg im Co. Antrim

Das Dunluce Castle ist einer der grössten Burgruinen aus dem Mittelalter in Irland

 

Giants Causeway – Wandern beim Damm des Riesen

Zum UNESCO Welterbe zählt der Giant’s Causeway, auch genannt der Damm des Riesen. Doch mehr dazu gleich. Bei diesem herrlichen Bauwerk der Natur handelt es sich um gut 40’000 gleichmässig geformte Basaltsäulen, die grössten weisen dabei eine Höhe von 12 Metern auf. Die Hälfte der Säulen haben einen sechseckigen Querschnitt, es gibt aber auch welche mit vier, fünf, sieben oder gar acht Ecken.

Der Giants Causeway gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und ist DIE Besucherattraktion in Nordirland.

Entstanden sind die Basaltsäulen vor etwa 60 Millionen Jahren und zwar durch gleichmässige und langsame Abkühlung von heisser Lava. Dabei bildet sich die Säulenstruktur aus Spannungsrissen, welche langsam in das Material hineinlaufen. Durch Erosion wurde der Vulkan, welcher die Lava ausspuckte, abgetragen.

Fun Fact Giants Causeway


Die meisten Touristen bekommen nur den touristischen Hotspot des Giant’s Causeway zu sehen. Am Viewpoint bleiben die meisten hängen um ein paar Fotos zu schiessen. Schaust du aber nur mal „um die Ecke“ entdeckst du weitere Highlights. Darunter den Schuh des Riesen, den Wunschstuhl, das ebenfalls aus Lava geformte Kamel und die 167 Stufe, die sogenannten Sheppards Step, welche du auf der roten Wanderroute entdecken kannst.

Wir haben damals diese Wanderung unternommen. Sie führt vom Besucherzentrum über die Shepards Steps zum Viewpoint, am Schuh des Riesen vorbei und dem sogenannten Organ (mehrere meterhohe Basaltsäulen) entlang hoch hinauf auf das Plateau bis zum Dunseverick Castle. Dort in der Nähe fährt ein Bus zurück zum Parkplatz des Besucherzentrums. Die Wanderung dauert ungefähr drei Stunden, der Bus fährt dich innert 6 Minuten zurück zu deinem Auto. Der Busfahrplan hängt im Besucherzentrum aus oder kann hier abgefragt werden.

Diese Wanderung findest du im Detail beschrieben im Buch „Wandern in Irland“ aus dem Dumont Verlag.  Neben der Route am Giant’s Causeway entlang sind in diesem Wanderführer noch 34 weitere Routen detailliert beschrieben. Ich kann dir den Kauf dieses Buches nur empfehlen!

Auf der Wanderung entlang der Causeway Coast entdeckst du noch mehr Basaltsäulen.

Carrick-a-Rede Rope Bridge

Nach dem Whiskey hast du dir vielleicht schon genug Mut angetrunken um eine Hängebrücke zu passieren? Bist du bereit 30m über dem Wasser vom Festland auf eine kleine Insel über eine schmale Brücke zu laufen, welche beim kleinsten Windstoss schön schaukelt? Dann musst du unbedingt die Carrick-A-Rede Rope Bridge besuchen.

Hängebrücke in Irland

Carrick-a-Rede ist eine kleine Insel an der Küste von Antrim und liegt zwischen Ballintoy und Ballycastle

Die ursprüngliche Brücke bestand nur aus zwei Seilen. Dieses Konstrukt richteten sich die Fischer schon vor über 350 Jahren ein um auf die Insel zu gelangen. Carrick-a-Rede bedeutet Fels im Weg und zwar im Weg der Lachse. Die Fischer gelangten also über die Brücke um auf der Insel ihre Netze auszuwerfen. Der Lachsfang war damals eine grosse Einnahmequelle, pro Tag konnten über 300 Lachse aus dem Wasser gezogen werden. Die Fischerei wurde vor einigen Jahren eingestellt, da nur noch 300 Lachse ins Netz gingen – pro Saison! Es lohnt sich nicht nur die Brücke zu überqueren und gleich wieder aufs Festland zurück zu gehen. Auf Carrick-a-Rede befindet sich eine kleines – vom National Trust nun restauriertes – Cottage, welches die Fischer früher benutzten. Es kann heute geführt besucht werden und du erfährst jede Menge über das harte und entbehrliche Leben, in der Gegend.

Glenarriff Forest Park

Nach soviel Adrenalin wird es Zeit um ein bisschen runter zu fahren. Was gibt es besseres als einen Spaziergang durch den Wald? Auf dem Weg in Richtung Belfast findest du an der Ostküste den Glenariff Forest Park. Ein grosses Gebiet mit vielen Möglichkeiten an Wegen, welche sich für Jung und Alt eignen. Riesige, alte Bäume, Moos, Farn, Kleeblätter, es gibt einen Wasserfall, Bäche und Flüsse säumen den Weg und dabei kannst du dem Vogelgezwitscher zu hören, welches den ganzen Wald erfüllt. Eine schöne Gegend, welche an den höchsten Erhebungen einen Blick über die Baumkronen hinweg hinunter auf die irische See freigibt. Bei guter Sicht siehst du dort hinüber bis zur schottischen Küste.

In den Strassen von Belfast

Ich denke, Belfast hasst man entweder oder man liebt die Stadt. Viele sagen, Belfast sei langweilig und trostlos. Ich finde die Stadt sehr interessant, abwechslungsreich und spannend. Geprägt von den fast täglichen Bomben und Bombendrohungen in den 1970er Jahren und dem Jahrzehnte lange schwellenden Nordirlandkonflikt, welcher hier sein Epizentrum hatte, hat sich die Stadt zu einem offenen und freundlichen Ort der Begegnung gemausert. Es gibt Wahnsinnig viel zu sehen und zu erleben. In vielen Stadtteilen, welche von der einen oder Religion geprägt sind, kannst du die kunstvollen Wandbilder bestaunen. Dabei sind diejenigen auf katholischer Seite eher bunt und friedlich, währenddem es auf der protestantischen Seite immer noch eher martialisch zu und her geht. Womit ich nicht sagen will, dass in katholischen Gegenden nicht auch z.T. entsprechende Murals zu sehen sind.

In Belfast findest du in einer Seitengasse der Falls Road die Wandmalerie welche an Bobby Sands erinnert.

„Must see“ in Belfast ist sicher das Titanic Museum. Der futuristische Bau auf dem Gelände der legendären Werft „Harland and Wolff“, gleich neben den zwei riesigen Schiffskränen, bietet alles Wissenswerte rund um das berühmteste Schiff der „White Star Line“. Hier an dieser Stelle wurde sowohl die Titanic, sowie deren Schwesternschiffe RMS Olympic sowie HMHS Britannic gebaut.

Alles hat ein Ende – auch die Causeway Coastal Route

So endet unsere Reise auf der Causeway Coastal Route in der Hauptstadt von Nordirland. Natürlich gibt es auf diesem Weg noch hunderte andere Dinge zu sehen. Diese müssen wir aber an einem anderen Tag mal zusammen besprechen! Falls du einen Roadtrip von Belfast nach Derry planst, empfehle ich dir meinen Artikel mit den Schauplätzen zur Serie Game of Thrones. Dort findest du weitere spannende Sehenswürdigkeiten – auch wenn du von diesem Fantasy-TV Hit keinen Plan hast.

Warst du schon einmal auf grosser Fahrt auf der Causeway Coastal? Was hat dir am Besten gefallen? Wenn dir ein Ort sehr gut gefallen hast, du davon sehr schöne Fotos geschossen hast oder dich ein besonderes Erlebnis oder eine Geschichte mit einem Ort verbindet, dann trage diesen doch jetzt gleich auf der interaktiven Irland Karte der Community von “Irland erleben“ ein.

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