Heute nehme ich dich mit auf eine Küstenwanderung bei Butlerstown! Dabei zeige ich dir nicht nur einen meiner Lieblingsplätze hier in West Cork, sondern wir entdecken zusammen ein „Famine Village“. Ein Dorf also, welches von der Grossen Hungersnot 1845 – 1848 extrem betroffen war.
Seven Heads Walk – 42 Kilometer Küste, Feld- und Wiesenlandschaft
Nein, keine Angst. Wir brechen jetzt nicht auf einen 42 Kilometer langen Marsch auf. Die Halbinsel „Seven Heads“ ist ein Platz für Wanderer, Vogelbeobachter und für jeden der sich gerne in der irischen Natur bewegt. Die kleine, aber feine Peninsula mit der zerklüfteten Küste bietet schroffe Klippen, Sandstrände und im Landesinnere jede Menge Grüne Wiesen und Farmland. Die Gegend ist ein absoluter Augenschmaus und zurecht einer meiner absoluten Lieblingsorte.
Seit 1998 existiert auf der Halbinsel eine offizielle Wanderroute. Diese führt von Timoleague, nach Courtmacsherry weiter zur Dunworley Bay nach Ardgehane und Ballinglanna. Diese Orte werden dir kaum oder wenig was sagen. Aber von Ballinglanna geht es wieder zurück nach Timoleague, welches dich mit einer wunderbaren und imposanten Ruine einer Abtei empfängt.
Der ganze Seven Heads Walk kann in Etappen aufgeteilt werden. Dabei können die einzelne Teile davon bequem in Rundwanderungen abgeändert werden. Eine solche ist der Butlerstown Walk.
Butlerstown – nix los, aber tolle Aussicht
Pastellfarbene Häuser und einen unglaublichen Ausblick bietet das kleine Dorf Butlerstown. Ganz in der Nähe von hier starten wir. Am Besten lässt du dich vom Navi von Clonakilty oder Timoleague hier her führen. Die Ortschaft reiht typisch bunte, irische Häuser an der holprigen Hauptstrasse entlang. Ansonsten gibt es hier, abgesehen von O’Neill’s Pub nicht viel zu tun.
Bei unseren bisherigen Besuchen hat sich Butlerstown jedenfalls immer als verschlafenes Nest präsentiert. Deshalb fahren wir zielstrebig durchs Dorf hindurch Ostwärts bis wir zu einer Weggabelung gelangen.
Hier befindet sich nicht nur der Startpunkt unserer Wanderung, sondern auch ein absolut fantastischer Aussichtspunkt. Das Auto kannst du hier am Wegrand geschickt parkieren. Bei gutem Wetter wirst du dich nun wohl vorerst auf der kleinen Holzbank niederlassen und staunend die Aussicht geniessen.
Linkerhand siehst du die Courtmacsherry Bay, etwas weiter hinten den Old Head of Kinsale. Vor dir führt eine schmale Nebenstrasse den Hügel runter und einige Kilometer weiter bis zur Küste. Diesen Weg werden wir gleich entlang der Trockensteinmauern laufen. Zuerst schweift der Blick aber noch westwärts hinüber zur Clonakilty Bay und bei ganz guter Fernsicht bis zum Galley Head.
Dieser Aussichtspunkt am sogenannten „Narry’s Cross“ ist einer meiner absoluten Lieblingsplätze im County Cork. Gerne teile ich diesen absoluten Geheimtipp mit dir. Bitte macht euch aber alle vom Acker, wenn ich dorthin fahre und die Aussicht geniessen will 😉
Sowieso wird es jetzt Zeit zu starten. Den angesprochenen Weg geht es steil hinunter, vorbei an durch harte Arbeit wirtschaftlich gemachten Feldern und grünen Wiesen bis nach Shanagh. Dem Dorf der vielen Toten…
Wandern in Irland – Umfrage!
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Shanagh – Das „Famine Village“
Wenn du an irischer Geschichte interessiert bist, dann hast du sicher schon von der Grossen Hungersnot gehört. Im Irland der Jahre 1845 – 1848 herrschte diese wegen der Kartoffelfäule. Zumindest ist dies die offizielle Version. Tatsache ist aber, dass die englischen Besatzer zu dieser Zeit Kartoffeln aus Irland nach England exportieren liessen. Genug um die ganze irische Bevölkerung zu versorgen.
Davon sah man aber ab und liess die vorwiegend katholische Bevölkerung elends verhungern. Genaue Zahlen sind dabei nicht bekannt. Schätzungen gehen davon aus, dass 1.5 Millionen Menschen verhungerten und weitere 1.5 Millionen in die USA oder nach Australien auswanderten.
Besonders betroffen von der Hungersnot waren weite Teile von Donegal, aber auch von Cork. Insbesondere West Cork. Das Zentrum des Leidens befand sich ins Skibbereen. Hier gibt es heute auch das Famine Museum, welches die Leiden der damaligen Zeit anschaulich vermittelt. Eines der arg getroffenen Dörfer ist Shanagh.
In dieser Siedlung starben ein Drittel der Bewohner, andere machten sich auf den Weg nach Clonakilty.
„To Clonakilty, God help us!“ war eine der viel ausgesprochenen Sätze dieser schlimmen Zeit.
Einige der Hilfesuchenden kamen im Workhouse unter, andere starben elendig in den Gassen dieser heute so schmucken Kleinstadt.
Heute findest du in Shanagh die Spuren der Hungersnot in Form von den verlassenen Steinhäusern vor. Während des keltischen Tigers haben sich hier auch wieder einige Leute angesiedelt und neue Häuser gebaut. Die Spuren des Schreckens von längst vergangenen Tagen sind aber noch heute gut sichtbar.
Der Weg führt uns nun weiter Richtung Küste. Wir laufen auf einer „Famine Road“. Diese Strasse wurde als „Charity Projekt“ im Jahr 1847 erstellt um der Bevölkerung wenigstens eine Arbeit zu geben und im Gegenzug etwas Essen abzugeben. Dieser Teil des Weges kann nach Regenfällen oder allgemein im Winter sehr matschig werden.
Workhouse und die grosse Hungersnot
Bereits habe ich dir ja von der grossen Hungersnot erzählt und dabei auch den Begriff Workhouse erwähnt. Was aber waren den diese „Arbeitshäuser“ um es mal frei zu übersetzen? Es waren die meistgefürchtesten und verhasstesten Häuser in ganz Irland!
Hier ging die notleidende Bevölkerung hin, wenn sie gar keinen anderen Ausweg mehr sah. Im Prinzip wurde Arbeit gegen Essen getauscht. Als Einzelperson fandest du dort aber keine Zugang. Aufgenommen wurden nur ganze Familien. Dies kam den protestantischen Landbesitzern sehr entgegen. Auf diese Weise wurden sie die Mieter los, welche den Zins oder die Pacht nicht mehr bezahlen konnten.
Im „Workhouse“ wurden die Familien voneinander getrennt. Oftmals sahen sich diese nie mehr wieder. Frauen mussten putzen, in der Küche helfen oder Kranke pflegen. Die Männer wurden oftmals zum Steine hauen verpflichtet. Diese wurden für den Strassenbau verwendet.
Wie bereits erwähnt suchten die Leute von Shanagh in Clonakilty im Workhouse unterschlupft . Ein Spass war dies mit Sicherheit nicht.
The Cardiff Hall – Mais auf dem sinkenden Schiff
Wir wenden uns weiter der Küste zu und laufen Richtung Travarra Bay. Hier beim Shoota Rock sank am 13. Januar 1925 bei einem schweren Sturm die S.S. Cardiff Hall. 29 Menschen verloren ihr Leben.
Ein Teil der Ladung wurde durch den Wind auf die 40 Meter hohen Steilklippen hoch getragen! Geladen hatte die Cardiff Hall Mais aus Argentinien. Dieses wurde in grossen Mengen an Land gespült und die Menschen kamen aus ganz West Cork herbei um die „gelbe Mahlzeit“ einzusammeln und nach Hause zu bringen um die Familien zu ernähren.
Von der Travarra Bay zurück nach Butlerstown
Hier an der Travarra Bay laufen wir einige hundert Meter der Küste entlang. Dabei gehts runter zum Wasser und wieder hoch in eine kleine Siedlung. Diese bildet auch gleich den Wendepunkt unserer Wanderung. Von hier geht es über die Feldwege entlang eines kleinen Tales und vieler Wiesen zurück nach Butlerstown.
Auf dem Weg entlang liegt ein gut erhaltenes Ringfort. Davon gibt es zwischen Butlerstown und der Dunworley Bay sieben an der Zahl.
Der Butlerstown Walk auf der Seven Heads Peninsula
Der Butlerstown Walk ist ein sehr schöner, einfacher Wanderweg. Er führt dich zurück in die dunklen Tage der irischen Geschichte. Tage an denen die meisten der Familien ohne Nahrung auskommen mussten und viele verhungerten. An dieser Wanderung gefällt mir nicht nur der geschichtliche Aspekt. Die Landschaft ist wunderschön und bietet neben der Küste auch viel vom Landesinneren.
Der Ausblick bei der Weggabelung Narry’s Cross bietet ist atemberaubend und ist ein „hidden Gem“ – eine versteckte Schönheit. Auf nach Butlerstown!
Die Wanderung auf einen Blick
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Spannender Bericht. Ich habe vor bald 8 Jahren für 3 Monate in Butlerstown North auf einer Milchfarm gearbeitet und kenne daher diese Gegend sehr gut und kehre auch gerne mal wieder dahin zurück. Ein schöner Fleck. Die Geschichte mit dem Mais habe ich auch mal zu Ohren bekommen. Es ist auch wirklich unglaublich wie viele Leute heute noch da leben im vergleich zu früher.
Warst du schon mal auf den Klippen, welche sich ostwärts von dem Startpunkt aus befinden ( in richtung Barry`s point)? Mir hat mal jemand gesagt es sollen die höchsten der Gegend sein.
Hi Dominik
Danke für deinen interessanten Kommentar. Das war sicherlich spannend auf dieser Milchfarm zu arbeiten. Ganz ehrlich würde ich auch gerne mal sowas machen, so als Abwechslung zum normalen 08/15 Bürojob. Die Klippen kenne ich (noch) nicht. Merke mir aber diese mal vor, dass muss ich mir mal ansehen! Grüne Grüsse, Reto