Auf der Jagd nach der riesigen Fledermaus – Geschichtslektion im Bantry House

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Reto Bachofner
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In den irischen Herrenhäusern soll es ja nicht nur zum Gruseln schön sein, sondern es gibt eine gewaltige Portion irischer Geschichte zu hören und zu erleben. Wahrscheinlich das schönste Herrenhaus in Irland liegt an der Bantry Bay im Südwesten der Insel. Mit herrlichem Blick über die Bucht bietet das Bantry House nicht nur dem an Irlands Geschichte interessierten Besucher etwas, sondern auch Freunde schöner Gärten kommen voll auf ihre Kosten. Unser Besuch war geprägt von einem Gewittersturm und dem unerwünschten Besuch einer Fledermaus. Doch alles der Reihe nach…

Irische Geschichte - Bantry House Das Bantry House ist Teil der irischen Geschichte. 1796 wurde Wolftone und seine United Irishmen in der Bucht von Bantry durch schlechtes Wetter am Einfall in Bantry gehindert. Die französische Armada verlor dabei 10 Schiffe.

An einem schönen Herbstmorgen brechen wir von unserem Cottage in Adrigole auf um nach Bantry zu fahren. Der Tag hat mit wildem Wechsel von Regen und Sonne begonnen und unstetig wird es weitergehen. Wie immer beschert uns dieser Wetterwechsel einige wunderschöne Regenbogen. So können wir vom Frühstückstisch aus gleich einen doppelten Regenbogen über dem Atlantik beobachten. Dass sich dort weit draussen etwas zusammenbraut können wir im Moment noch nicht ahnen, aber schon bald wird ein heftiges Gewitter uns beinahe von einer hundertstufigen Treppe fegen.

Es regnet in Strömen, für den Iren ein “Beautiful Day”

Die Fahrt Richtung Bantry verläuft noch ruhig, aber kaum beim Herrenhaus angekommen werden wir von der erstbesten schwarzen Wolke kalt geduscht. Gut haben wir unsere neuen Regenjacken mit, wir verharren aber zuerst im Auto bis das Gröbste vorbei ist. Als schliesslich nur noch vereinzelte Tropfen fallen streben wir Richtung Pforte, wo wir unsere Tickets kaufen und weitere Informationen zum Bantry House erhalten. Der junge Bursche begrüsst uns mit einem „schöner Tag heute, was?“ was ich mit einem „es könnte schlimmer sein“ beantworte. Wie recht ich doch noch haben würde… Wir beschliessen uns zuerst das Haus von Innen anzusehen und danach den grosszügig angelegten Garten.

Das Bantry House – ein Teil der irischen Geschichte

Beim Eingang erhalten wir von einer jungen Frau Informationen über das Haus in Deutsch und den Hinweis, dass wir jederzeit Fragen stellen dürften. Entzückt ist sie, weil wir beide die fast identisch farbigen Regenjacken tragen. Das sei so „Sweeeet“. Naja, die Farbwahl der Jacken ist eher zufällig und das es bei uns beiden etwas Grünes sein darf ist auch nicht von der Hand zu weisen. Wir setzen uns zuerst zum grossen Kamin um uns etwas auf zu wärmen und die erhaltenen Informationen zu studieren. Die Geschichte des Bantry Houses wird hier wiedergegeben und jeder Raum einzeln mit all seinen wichtigsten Gegenständen beschrieben. Spätestens als ich lese, wie der doch so grossartige Besitzer des Bantry Houses 1796 die Ankunft der französischen Armada und der United Irishman in der Bantry Bay verhindert habe, ist mir die Lust auf die Geschichte des Hauses vergangen. Dazu muss man zuerst Wissen, dass White – der damalige Lord Bantry also – loyal zur britischen Krone war. Bantry House mitsamt seinem riesigen Umschwung konnte nur dank Geldern der britischen Besatzungsmacht gebaut und unterhalten werden. Dazu wurden die sonst bereits schon mausarmen Landbauern und Einwohner der Region von der Obrigkeit geknechtet, unterdrückt und tyrannisiert. Dies war nicht nur in Bantry so, sondern in ganz Irland. Der Widerstand formierte sich um Theobald Wolfetone herum. Er und seine United Irishman versuchten mit einer 50 Schiffe starken Armada aus französischen Kriegsschiffen 1796 in der Bantry Bay zu landen. Der Lord bekam davon Wind und liess massenweise Munition nach Bantry House schaffen um die Briten so zu unterstützen. Zudem wurden sowohl am Mizen Head sowie auf Sheeps Head Wachen positioniert, welche die Ankunft der Armada melden sollten. Die französische Armada gelang es aber aufgrund des tagelangen schlechten Wetters nicht in der Bucht zu landen. Zudem war die Kommunikation von Schiff zu Schiff nicht möglich. Schlussendlich verloren die Franzosen 10 Schiffe. Eines der Schiffe – die Surveillante – wurde erst 1982 in den Tiefen der Bucht entdeckt.

Alarmstufe Rot im Bantry House – eine Fledermaus treibt ihr Unwesen

Ich beschliesse also mir die Räume etwas anzusehen, währenddem die junge Angestellte etwas aus dem Keller holt. Kaum macht sie das Licht an fliegt aus dem Gewölbekeller etwas Schwarzes heraus, schiesst an meinem Kopf vorbei in die Eingangshalle und das Treppenhaus hoch. Eine Amerikanerin beobachtet das kurze Schauspiel und geht zur Angestellten. Da sei eine Fledermaus, berichtet sie aufgeregt, was die junge Angestellte beinahe zum Hyperventilieren bringt. Sie fragt mich, ob es wirklich eine Fledermaus war, was ich bestätige. Die Angestellte ruft – immer noch ganz aus dem Häuschen – jemanden an um sich anschliessend selbst auf die Suche nach Dracula zu machen. Wir interessieren uns nicht so sehr für Fledermäuse und sehen uns lieber die anderen Räume und die Bibliothek an. Ein schöner, heller Raum mit wunderbaren alten Büchern. Mein Lieblingsraum im Bantry House. Ansonsten interessiere ich mich nicht so für Wandteppiche, Vasen, Kronleuchter und all das pompöse Zeugs des damaligen irischen Adels und wir gehen Richtung Eingangshalle. Dort ist die Angestellte mittlerweile damit beschäftigt mit einem Staubwedel die Fledermaus aufzuscheuchen. Eine lustige, filmreife Szene zum Abschluss unserer Hausbesuches! Nochmals werde ich gefragt, ob es wirklich “a Bat“ war und wohin die Fledermaus geflogen sei. Wahrscheinlich hat man Schiss, dass das schnucklige, schwarze Tierlein die Bilder, Vorhänge oder die Himmelbetten vollkackt. Scheissen für Wolfetone und die United Irishmen. Gib alles, kleiner Freund!

Ein Gewittersturm zieht auf – schnell runter von der Treppe!

Fasziniert haben mich draussen, neben der imposanten, italienischen Gartenanlage hinter dem Haus, die Stallungen. Ich liebe viereckige Gebäude mit einem Innenhof! Dieser ist mit Pflastersteinen versehen und den Eingang bildet ein kleiner Turm mit grossen, hölzernen Toren. Da der Himmel langsam aber sicher dunkler wird und sich von der Bantry Bay her ein Gewitter ankündigt, muss ich mich von den Stallungen losreissen. Im Garten, welcher auf der Bibliothekseite liegt, konnte ich einige Fotos schiessen, musste mich aber dann sputen um die 100stufige Treppe zu erklimmen. Oben, atemlos, angekommen bietet sich mir eine tolle Aussicht auf das Bantry House, den Garten und natürlich die Bucht von Bantry.

Kaum oben angekommen fallen erste, grosse Tropfen vom Himmel und rasch kommt Wind auf. Donner grollt und Blitze erhellen den nun stockdunkeln Himmel. Zeit die Stufen der steinernen Treppe hinunterzugehen, immer achtsam nicht zu rutschen oder zu stolpern. Das heftige Gewitter lassen wir schliesslich im hausinternen Cafe – einem gewölbeartigen Raum, welcher früher die Küche des Bantry House war – bei Kaffe und Kuchen vorüberziehen. Urig gemütlich ist es dort und schon alleine um dort einen Kaffee trinken zu gehen ist ein Besuch des Bantry House wert.

Über dem Bantry House ziehen dunkle Wolken auf. Ein Gewitter kündigt sich an. Über dem Bantry House ziehen dunkle Wolken auf. Ein Gewitter kündigt sich an.

 

Warum ich dir den Besuch von Bantry House empfehle

Bantry House ist eines der berühmtesten und besterhaltesten Herrenhäuser in Irland. Es wird dir einen Einblick in das Leben in Irland aus dem 18. Jahrhundert geben. Du kannst sehen, wie die reichen Gutsherren sich prunkvolle Häuser gebaut und prachtvolle Gärten im italienischen oder englischen Stil angelegt haben. Währenddem die Landbevölkerung von den Adligen unterdrückt und geknechtet wurden. Die Geschichte wird im Barry House aus der Perspektive des Adels erzählt und suggeriert, dass dieser Irland vor Wolfetone und den Franzosen gerettet hätten. Dabe haben die Reichen nur ihre Pfründe und ihren Stand gerettet. Mit diesem Wissen im Hinterkopf empfehle ich einen Besuch des Bantry House trotzdem oder gerade deswegen. Bantry House ist Teil der irischen Geschichte und muss deshalb auch für unsere Nachfahren erhalten bleiben.

Weiterführende Links zum Thema Bantry House:

Offizielle Website des Bantry House (englisch)

Wikipediaeintrag zum Bantry House

Das prunkvollste Haus in Westirland meint Irish-Net

Preise und Öffnungszeiten des Bantry House im County Cork

Gruseln in irischen Herrenhäusern – ein Bericht

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