Eine grosse Sache ist es heutzutage eigentlich nicht mehr. So ein internationaler Umzug. Soll es wie in unserem Fall auf die Grüne Insel gehen steht wahlweise die edle, germanisierte, Swiss oder die irisch eigene Aer Lingus zur Auswahl. Letztere steht derweil bei AIB hoch im Kurs – zwecks Kauf.
Die Seefahrer unter euch können sich auch auf die Fähre wagen. Die Überfahrt von der Bretagne bis nach Cobh dauert nur läppische 15 Stunden. Wer bei erhöhtem Seegang gerne kotzt ist hier richtig. Schliesslich müssen ja auch die Fische was zu futtern haben.
Spiessrutenlauf für einen Stempel
So geben wir also unser Leben und Hab und Gut (unsere beiden Katzen) in die Hände der Swiss International Airline. Der Flug für zwei Erwachsene ist für nen Appel und ein Ei zu haben. Vier, respektive acht Samtpfoten fliegen im Frachtraum für ein halbes Vermögen mit. Immerhin haben die beiden die Strapazen gut überstanden.
Wobei die Motivation freiwillig die Box als Schlafplatz zu nutzen mittlerweile rapide abgenommen hat. Komisch.
Dabei ist der Aufwand die beiden nach Irland zu bringen nicht zu unterschätzen. Im Voraus sind einige Impfungen zu tätigen und sogar einen eigenen Pass gilt es anzuschaffen. Das Aufgeben in Zürich ist im Cargo Gebäude noch die einfachste Sache.
In Dublin angekommen entpuppt sich das Abholen der Fellnasen als Spiessrutenlauf. Das Cargo-Gebäude ist zwar bald einmal gefunden. Hier könnte man theoretisch die Tiere abholen.
Aber zuerst geht’s an das Administrative. Der nette Mann (Oh, yes. They are here!) händigt ein Formular aus, welches ich im Zollbüro abstempeln gehen muss.
AerLingus Gebäude, vierter Stock. Also gehts wieder den halben Weg zurück. Es sei erwähnt, dass es zwei AerLingus Gebäude gibt. Eines mit vier Stockwerken. Eines mit Zwei. Logischerweise steure ich das höhere Gebäude an. Dort ist aber die Hauptzentrale der (noch) irischen Airline.
Zollamt ist “over there”. Dort drüben gibts tatsächlich den ersehnten Stempel und vom Männchen ein fröhliches “Welcome to Ireland”. Nett sind sie also, diese Iren.
Zurück beim Cargo-Mann und dem Hinweis, dass das Zollbüro im zweiten Stock des kleineren Gebäudes ist (Seeeeriously?) werde ich um 32 Euro ärmer.
Dafür werde ich das Gefühl nicht los für einen netten Joke gedient zu haben. Wichtiger ist jetzt die beiden Miezen aus der windigen und vor allem lärmigen Cargohalle abzuholen.
Nach einem anstrengenden Marsch retour in Terminal 2 werde ich Opfer eines weiteren Scherzkeks. Einer “verwechselt” mich – dank entsprechendem Hoodie und der schnittigen Frisur – mit dem Spieler von Celtic Glasgow, Scott Brown (Oh look, Scott Brown with two Cats!).
Ich sollte mein Haar nicht mehr offen tragen. Und auch keine Katzen auf dem Rollwagen durch den Airport in Dublin schieben.
Besuch auf dem Schrottplatz oder wie findet man einen seriösen Autohändler?
Neben dem Bezug des Hauses stellten wir uns die Aufgabe ein Auto an zu schaffen. Dies rasch möglichst um das Mietauto zurückzugeben. Lustig bei der Suche nach einem fahrbaren Untersatz ist, dass – unabhängig von der Garage und Verkäufer – die Vorbesitzerin des aktuellen Top-Angebot immer eine ältere Dame ist, welche das Autofahren nun aufgeben musste.
In der Schweiz darf man solang fahren bis man Brems- und Gaspedal verwechselt und beim Friseur des Vertrauens ins Schaufenster knallt.
Oder in den Gartenzaun auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums.
Hier auf der Grünen Insel müssen alte Frauen ihr Fahrzeug vorher abgeben. Das Lob ich mir. Hmmm. Ob die Geschichte einen Haken hat?
Der eine Ford Fiesta entpuppt sich ab 110km/h als nicht gerade fahrtauglich. Das Lenkrad beginnt merklich zu “rattern”. So viel Tempo ist sich der Wagen wohl nicht gewohnt. Als Laie für mich unerklärlich.
Auch die Begründung des Verkäufers (der Wagen muss noch ausbalanciert werden) stimmt mich nachdenklich. 5’000 Scheine für einen Wagen, bei welchem das Lenkrad stottert und welcher Innen nach nassem Dackel riecht?
Ein Topangebot sieht anders aus. Der Blick in den Radkasten bestätigt meinen Verdacht. Rostige Stossdämpfer. Wir machen uns vom Acker, respektive vom Schrottplatz…
No Claims?! Oder wie man 2’200 Euro spart
Mittlerweile haben wir einen schnittigen Nissan Tiida gefunden und auch bezahlt. Stehen tut er noch beim Verkäufer. Mit der Autoversicherung hapert es nämlich noch. Es ist nicht so, dass wir nicht gewollt hätten Offerten einzuholen.
Wer sich online bei Versicherungen und Brokern durch die gefühlten 100 Fragen gequält hat und auf eine geile Offerte wartet wird enttäuscht. Sobald man nämlich einen EU-Führerschein (oder noch schlimmer einen Internationalen) auswählt kann das System keine Berechnung aufgrund der “Konstellation” durchführen.
Man muss von 09:00 – 17:00 sich auf besagter Nummer melden. Wer zu dieser Zeit selbst arbeitet ist hier “etwas” benachteiligt und darf sich in der Mittagspause die Musik in der Warteschleife anhören.
Wer beabsichtigt in Irland ein eigenes Auto zu fahren, der sollte unbedingt vorgängig von seiner alten Versicherung ein “Insurance Certificate” holen. Dieses weisst aus, ob man irgendwelche Vorfälle hatte während der Zeit der Versicherung.
Ob man jetzt zwei Jahre “No Claims” vorweisen kann oder keines ist entscheidend. Es ist eine 2’200 Euro Frage! So hoch ist der Unterschied in einer der vorliegenden Offerten.
Die vier Elemente Irlands – Feuer, Wasser, Luft und Guinness
Des weitern schlagen wir uns mit unserem Miethaus herum. Irgendwie werd ich da nicht richtig warm. Wobei dies der falsche Ausdruck ist. Denn so langsam aber sicher haben wir das Heizen im Griff. Zu meinen neuen Hobbies gehört es am Abend ein schönes Kaminfeuer zu machen.
Mittlerweile verzichten wir fast ganz auf das ziemlich feuchte Holz, welches uns vom Landlord überlassen wurde. Achtlos lag dieses wild durcheinander neben der Haustüre. Das tut dem Schweizer natürlich im Auge weh! Kurz sauber einen Holzstapel gemacht und gut ist. Was man so alles verbrennen kann in so einem Kamin!?
Papiersammlung war früher. Karton? Rein in den Ofen. Brennbarer Abfall? 1-2-3, hier kommt die Polizei. Interessiert hier niemanden. Unser Landlord hat sogar Colabüchsen verbrannt. Wie war das eigentlich mit der Luftreinhalte-Verordnung? A Propos Landlord.
Die Hausübergabe verlief ja irisch chaotisch. Will heissen Kleider, Esswaren, Schmuck, Bargeld und allerlei keinerlei blieben wild im ganzen Haus verstreut liegen. Eine Unterhose habe ich hinter den Sofa gefunden. Hat gut gebrannt.
Die Revanche folgte am Sonntagmorgen um 07:32 Uhr. Nach betätigen der Klospülung lief diese munter weiter… und weiter… und weiter. Folge dessen füllte sich die Kloschüssel mit Frischwasser. Weisst du wie viele Liter Wasser so eine Kloschüssel fasst? Ich auch nicht. Aber irgendwann läuft dir das Wasser über die Füsse und rinnt danach der Decke entlang, landet schliesslich tropfend auf dem Poolbillardtisch. Auweia.
Der Plumber kommt Dienstag. Oder vielleicht auch nicht. Behälfsmässig “gefixt” haben wir das Klo mit einem “Pümpel” (Saugglocke).
Jobbeschreibung für die Visitenkarte
Plumper ist ein wichtiger Job hier. Die Abflussrohre sind so abenteuerlich konstruiert, dass solche “Verstopfungen” unweigerlich auftreten. Plumper. Einfaches Wort, wichtiger Job. Ich betätige mich derweil als Multilingual Experienced Customer Care Assistant.
Das tönt wichtiger als es ist. Und es ist schlechter bezahlt als man denken könnte. Immerhin ist es ein seriöser Broterwerb und ein guter Einstieg. Spass macht die Zusammenarbeit mit dem Internationalen, bunt zusammengewürfelten Team.
How to get a PPS-Number?
Da hat jeder auch so seine eigenen Probleme und Stories. Gemeinsam kämpfen wir aber um die Eröffnung eines Bankkontos oder stehen brav Schlange um den Erhalt einer PPS Nummer. Die ist wichtig. Wie wichtig geht aus dem Antragsformular hervor. Der Antragende wird nämlich gefragt, wieso man eine PPS beantragen will?! Was zum Geier weiss ich denn? Weil ich eine beantragen muss halt. “To Work” ist die einfache, (irisch) logische Antwort darauf.
Aha.
Ja, aller Anfang ist schwer. Das sicher. Aber es macht Spass diese Herausforderung anzugehen. Ausserdem lässt man hier auch mal die Fünf gerade sein. Neun Uhr morgens ist dann halt mal 09:30 und wenn es in der Kaffeepause gerade lustig ist, dann wird diese kurzerhand verlängert.
The Irish Way of Life. Herunterfahren, geniessen, einfach mal sein – ohne dauernden Stress und Hektik. Es funktioniert. Ich habe den Eindruck, dass meine Lebensqualität bereits gestiegen ist in diesen drei Wochen.