Wandern in Irland ist Traumhaft. Mit Rundwanderungen in West Cork wurde für mich ein Traum wahr. Entlang von meterhohem Farn und typisch, irischen Trockenmauern nehme ich dich auf “quiet country roads” mit auf einen wundervollen Loopwalk durch die grünen Hügel von West Cork. Aus dem Apfel-Store haben wir uns eine sinnvolle und hilfreiche App geladen. Sie heisst “Explore West Cork” und beinhaltet viele Tipps und Informationen über eine der schönsten Regionen Irlands. Wenn du dich in West Cork aufhältst, empfehle ich dir unbedingt dir diese App herunter zu laden. Einmal auf deinem Smartphone hast du alle relevanten Infos gespeichert und es ist unterwegs kein Abrufen von Daten mehr nötig. Dies ist vor allem beim Wandern praktisch, da man bekanntlich nicht überall eine Verbindung hat.
4 Rundwanderungen in West Cork bei Coppeen
Die App bietet einige “Walking Routes” und beim Durchstöbern fällt mir die Bezeichnung “Coppeen Waymarked Walks” auf. Coppeen?! Wo zum Geier liegt das nun wieder. Eine Recherche bei Google Maps ergibt, dass sich diese Ortschaft nördlich der Doppeldörfer von Ballineen und Enniskean befindet. Hä?! Immer noch Bahnhof. Macht nichts ging mir auch so. Wir fahren von Clonakilty die R588 hoch. Hier trifft sich die R588 mit der R585 und wer dort die grosse Tankstelle gefunden hat, der ist auch schon mittendrin in Coppeen! Die Attraktion, neben der Tankstelle, dem Shop und dem Pub, sind vier Rundwanderwege in der Ortschaft, welche recht gut ausgeschildert sind sein sollten. Zumindest nach irischem Gutdünken. Wir beschliessen, den 8.4km langen “Fern Walk” unter die Füsse zu nehmen. Hinter der Tanke befindet sich ein grosser Parkplatz und auf dem Weg dorthin findet man auch eine Tafel. Hier sind alle Loopwalks aufgezeichnet. Unser Farnweg ist mit Grün gekennzeichnet. Dies passt irgendwie. Die Frage WO den jetzt der gewählte Weg anfängt bleibt offen. Wir konsultieren unsere West Cork App. Die Wegbeschreibung sagt uns, dass wir Coppeen der Strasse nach in östlicher Richtung verlassen sollen. Nichts einfacher als das… Äh, wie war das schon wieder mit den Himmelsrichtungen? Schnell die App gewechselt und der integrierte Kompass verrät uns, nach einigen Sekunden des Kalibrierens, in welcher Richtung Osten liegt. Tolle Sache. Was hat man eigentlich früher ohne ein Smartphone gemacht?
Der Fern Walk führt durch die grünen Hügel West Corks. Immer wieder vorbei an den typischen alten Trockenmauern.
Auf der Suche nach dem grünen Wegweiser
Der Weg führt uns zuerst ein Stück der Hauptstrasse entlang, hier ist Vorsicht geboten. Bei einem der Häuser treffen wir auf einen Mann, welcher im Garten arbeitet. Es kommt zu einem kleinen Schwatz und wir erhalten genauste Instruktionen wo wir lang laufen müssen. Wie immer sehr hilfsbereit, diese Iren. Da er uns aber über die Hügel hinter ihm schicken will und unser grüner Weg gemäss Karte immer weiter östlich führt, erklärt er uns leider den falschen Weg. Vergebliche Liebesmüh also. Oben an der Strasse zweigt der Weg aber ab auf einen kleineren Feldweg. Hier finden wir sogar einen ersten grünen Pfeil. Es sollte für lange, sehr laaange Zeit der letzte Pfeil sein. Ziemlich orientierungslos laufen wir dem unbefestigten Weg entlang – immer weiter östlich – und ignorieren allfällige Abzweigungen. Ab und zu konsultiere ich meine Wegbeschreibung auf dem Smartphone. Diese sagt mir sagt, dass wir richtig sein müssen. Obwohl auch ich Zweifel habe, bin ich irgendwie doch überzeugt, dass wir uns immer noch auf dem Farnweg – und nicht etwa auf dem Holzweg – befinden. Manchmal muss man auch einfach seiner inneren Intuition folgen. Was sollen die ganzen technischen Gadgets und der Schnickschnack? Klar sind die Dinger praktisch. Aber in diesem Moment möchte ich diesen ganzen technischen Kram gegen eine Trockenmauer pfeffern… Einfach mal frei sein, die Ruhe geniessen und auf dem Weg durch die grünen Hügel von West Cork sich selbst sein, ohne Ballast und Gedanken an den Alltag.
Wie wir den Hund wieder los wurden
Nach einer gefühlten Ewigkeit erblicken wir an einer Weggabelung endlich wieder mal einen grünen Wegweiser. Wir sind also tatsächlich auf dem richtigen Weg. Auf diesem kommen wir nun an einigen Häusern vorbei. Unser Freund aus Coppeen hatte uns auch auf grosse Hunde aufmerksam gemacht. Dem grösseren Hund müssten wir nur klar und deutlich “sit” befehlen. Wir passieren also ein erstes Haus, der Hund dort schläft davor und nimmt keine Notiz von uns Wanderern. Beim nächsten Haus passt ein schwarzer Labrador mit Mischung von irgendwas Anderem auf sein Hab und Gut auf. Der Hund ist erfreut uns zu erblicken – und folgt uns des Weges. Dies ist Anfangs recht lustig, da er überall herumtollt. Mal läuft er nach vorn, verschwindet im Dickicht nur um schlussendlich hinter uns wieder aufzutauchen. Erwartungsvoll wartet er jeweils auf uns, sprintet nach vor nur um wieder zu warten. Oder er verschwindet kurz im Gebüsch um sein Geschäft zu verrichten. Der wird wohl schon sein Revier kennen und unsere Wege werden sich wieder trennen, denke ich mir. Nicht so der Hund. Der findet gefallen an uns. Nach einiger Zeit versuchen wir es mit “sit”, damit der Hund dort bleibt und wir weiter können. Der Hund denkt nicht daran. Mulmig wird uns dann, als wir auf eine grössere Kuhherde treffen. Die sind zwar eingezäunt. Aber links der Strasse befinden sich die Kühe und rechts davon eine weitere Weide mit Kälbern. Die finden unseren treuen Freund gar nicht witzig und rennen was das Euter hält in unserer Richtung. Der Hund bleibt zum Glück auf der Strasse und kommt nicht etwa auf die Idee dem Fleckvieh einen Besuch abzustatten. Gefährlich wird’s nun, da wir nun die Hauptstrasse überqueren müssen. Auch dies stört unseren vierbeinigen Gefährten nicht. Alles “sit” nützt nichts und der Hund läuft munter über die Strasse. Auch dies scheint keine natürlich Begrenzung seines Reviers zu sein. Kurz oberhalb der Strasse spielen Opa und Kind im Garten Fussball. Wir fragen, ob sie den Hund kennen. “Nein, den haben wir noch nie gesehen”. Heilige Scheisse, was jetzt? Alles wieder zurück laufen und die Rundwanderung abbrechen? Opa schlägt zum Glück vor, dem Hund Wasser zu geben. So würden wir währenddessen weiterlaufen können. Sie würden sich um die Angelegenheit kümmern. Wir bedanken uns vielmals und gehen zügig dahin des Weges. Unser treuer Freund folgt uns nicht mehr.
Fuchsia, Heather, Fern und der Gorse Walk
Viele Kilometer sind wir bereits in den grünen Hügeln West Corks mit dem Auto gefahren. Noch nie waren wir aber vorher dort zum Wandern. Ich empfehle dir unbedingt eine solche Wanderung einmal zu unternehmen. Wie gesagt gibt es bei Coppeen vier Rundwanderungen:
Rundwanderungen in West Cork. Die Ortschaft Coppeen nördlich von Balineen bietet insgesamt vier verschiedene Loopwalks an. Ausgangspunkt ist die Tankstelle mit Shop im Ortszentrum.
- Der Fuchsia Walk (6.6km)
- Der Heather Walk (9.3km)
- Der Fern Walk (8.3km)
- Der Gorse Walk (12.4km)
Die meisten “Walks” führen zum Teil auf denselben Wegen mit mehr oder weniger grösseren Abweichungen.
Coppeen, der Heritage Trail und die Waymarked Walks
Alles über die Ortschaft Coppeen erfährst du auf der Website der Ortschaft. Dazu gibt es Informationen zum Heritage Trail und zu den Loopwalks. Auf dem Heritage Trail kann man unter anderem den Ort des Kilmichael Ambush, sowie die Gedenkstätte von Beal na Blath besuchen
Kilmichael Ambush
Am 28. November 1920 starteten 36 Freiwillige, einer von General Tom Barry kommandierten IRA-Einheit, einen Angriff auf RIC Auxiliary Division der Briten. Der Ort des Anschlages lag in der Nähe der Ortschaft Kilmichael. Von den 18 Offizieren der RIC überlebte nur ein Einziger. Der Anschlag war ein Vergeltungsschlag für den ersten sogenannten “Bloody Sunday” ein Woche zuvor in Dublin anlässlich eines GAA-Spieles. Eine Black & Tan Einheit gemischt mit RIC-Mitgliedern stürmte in den Croke Park und schoss wahllos in die Zuschauer. Neben einem Spieler starben dabei 13 weitere Zivilisten. Dieser Angriff war wiederum ein Racheakt auf die gezielte Tötung einiger Undercover Leute am gleichen Tag durch eine IRA-Einheit. Geplant wurde dieser Anschlag von Michael Collins.
Beal na Blath
Nahe des Weilers Beal na Blath fiel am 22. August 1922 General Michael Collins einem Attentat zum Opfer. Er starb bei einem Schusswechsel seiner Truppe mit einer IRA-Anti Treaty Einheit.
Ein schöner Bericht. 🙂
Weißt du ob Copeen auch von Bus Eireann angefahren wird? Wie weit ist Copeen von Cork entfernt?
Hm, irgendwie finde ich die Route nicht mit dem Journeyplanner von Bus Eireann. Soweit ich herausgefunden habe ist es der Bus Nr. 231 von Cork City nach Ballyvourney. Frage aber am Besten vorgängig am Busbahnhof in Cork nach, ob dieser Bus dort wirklich hält, respektive überhaupt in Coppeen vorbeifährt.