Wandern in Irland macht definitiv Spass! Jede noch so unscheinbare Rundwanderung auf der Grünen Insel bietet wunderbare Erfahrungen und Geschichten. So habe ich in einem kleinen Wanderbüchlein eine Strecke gefunden, welche mich dem Himmel sehr Nahe gebracht hat.
Dieser zeigt sich an diesem Tag in schickem Grauschwarz. Die Wetterprognose verheisst aber trockenes Wetter und so mache ich mich auf in Richtung Castle O’Donovan, welches bei Drimoleague in West Cork liegt. Da ich früh dran bin gibt es zuerst noch einen leckeren Kaffe im Aris Cafe in Clonakilty. Währenddem vis-a-vis Jung und Alt, Männlein und Weiblein im Wettbüro ein und ausgehen studiere ich mein Wanderbüchlein. Es scheint einige nette Wanderungen, vor allem auf Nebenstrassen, zu beinhalten. Der Glanaclohy Walk spricht mich am Meisten an. Knapp 10km lang ist der Rundweg, er sei recht anstrengend aber auf guten Pfaden begehbar. Startpunkt ist das Castleodonovan. Früher Hauptsitz des mächtigen Clan der O’Donovan’s (daher wohl der Name), heute eine Ruine im Besitze des Nationaltrust.
Na gut. Die Postkarte muss ich wohl woanders einwerfen.
Die Geschichte des O’Donovan Castle
Eigentlich haben alle irischen Burgen und Schlösser das selbe traurige Schicksal ereilt. Deren Geschichte könnte allesamt wie folgt erzählt werden. Gebaut von irischen Clans. Überfallen und eingenommen von Cromwells Truppen. Irischer Clan vertrieben. Engländer übernehmen Burg oder zerstören sie.
Bei Castledonovan ging es nicht anders. Erbaut wurde die Burg um 1560 herum von Donal of the Skins oder einfach Donal I O’Donavan, welcher seinerzeit das Oberhaupt der O’Donovan Clan war. Der Clan besiedelte West Cork ab dem 11. Jahrhundert und stammte ursprünglich aus Limerick. Dieser Clan der “Uí Fidgente” bildete dort im Norden von Munster ein eigenes kleines Königreich. Donal starb 1584 und einer seiner Enkel, Donal III O’Donovan, musste ab 1640 zahlreiche Angriffe von Cromwells Truppen über die Burg ergehen lassen. Dies da Donal sich dem Hause Stuart angeschlossen hatte und später auch bei der Rebellion von 1641 aktiv mitmischte. Die Burg wurde seither nicht mehr bewohnt und erst 2007 sanft restauriert. Sie gehört heute dem National Trust an.
Die Burg wird mich praktisch auf der ganzen Wanderung begleiten, da diese weit herum im Tal und von den Hügeln aus gut und immer wieder zu sehen ist. Dabei gibt sie natürlich ein tolles Fotomotiv ab.
Die Rundwanderung selber ist recht anstrengend. Sie bietet aber, oben auf dem Hügel angekommen, einen wunderbaren Ausblick auf die Küste in West Cork – speziell auf die Bantry Bay. Der Glanaclohy Walk gehört zu den Drimoleague Walkways, welche im Jahr 2009 eröffnet wurden. Ein Video dazu gibt es hier zu sehen.
Unterwegs auf der Old Bog Road
Das Castle Donovan umlaufe ich auf einer Nebenstrasse in etwas grösserem Bogen um schliesslich eine erste kleine Steigung zu bewältigen. Hier stehen die letzten Häuser bevor es definitiv nur noch zu Fuss weiter geht. Ab hier beginnt die “Old Bog Road”. Diese unbefestigte Strasse führt steil hinauf in die Hügel. Angelegt wurde sie um das Jahr 1920 herum. Dies vereinfachte den Transport des oben abgebauten Torfs wesentlich. Tatsächlich existieren noch heute einige Torffelder und Torf wird dort abgebaut.
Dieser erste recht steile Aufstieg wird mit einem Besuch eines riesigen Findlings belohnt.
Bei diesem Findling haben sich jeweils am Morgen die Arbeiter getroffen und sich zum Torfstechen aufgemacht.
Der Big Rock
Wird nicht nur so genannt, sondern er ist auch wirklich massiv. Bei diesem Gesteinsbrocken, welcher der letzte Gletscher hier vor Jahrtausenden hinterlassen hatte, trafen sich früher jeden Morgen die Arbeiter zum Torfstechen. Hinter dem Stein, etwas links und weiter oben – durch Bäume und überwucherte Trockensteinmauern verborgen – liegt das Haus von George the Sky.
Dieses Besuche ich später. Wo das Haus ist bemerke ich auch erst beim Abstieg, da es unten von der Strasse aus wirklich kaum auszumachen ist. Nachdem ich beim Big Rock eine kleine Pause einlege geht es weiter munter die Bog Road hoch bis fast zum höchsten Punkt, dem Mullaghmesha.
Der Mount Mullaghmesha
Der höchste Punkt in diesem Tal ist der Mount Mullaghmesha, welcher satte 494m über dem Meeresspiegel liegt. Das ist nicht viel, bietet aber einen wundervollen Ausblick über die ganze Küste von West Cork! Etwas nördlich sieht man in nur 12km Entfernung die Bucht von Bantry und die Dunmanus Bay.
In Richtung Osten erspäht man über die nächsten Hügel einen Blick auf die Roaring Water Bay und man sagt, dass man an einem klaren Tag einen Ausblick bis zum Old Head of Kinsale hat. Das Panorama hier oben ist wirklich fantastisch!
Etwas störend empfinde ich lediglich die riesigen Windräder, welche an vier oder fünf Orten aufgestellt wurden. Versteht mich nicht falsch. Ich bin absolut für Windenergie. Aber fürs Auge ist es halt nicht. Vielleicht findet man eines Tages gute Lösungen für Windfarmen weit draussen im Meer? Wie auch immer. Geniessen wir die Aussicht trotzdem.
Das Haus von George the Sky – dem Himmel so nah!
Nachdem ich mich am Panorama satt gesehen habe und die Wolken von dunkel langsam zu schwarz werden, beschliesse ich mich zum Abstieg zu begeben.
Der eigentliche Höhepunkt der Wanderung steht nämlich noch an. Das alte Cottage von George, genannt George the Sky. Zu seinem Übernamen kam er durch dieses Farmhouse, welches hochoben am Hügel an einem geschützten Platz erbaut wurde. Ungewöhnlich ist nicht nur die Lage des Hauses. Auch die Tatsache, dass es nicht nur Zweistöckig gebaut wurde, sondern im oberen Geschoss sogar noch einen Kamin hatte.
George wohnte hier lange Jahre mit seiner Frau und den Kindern. Wie früher in Irland üblich war dem Haus auch gleich der Stall angebaut. Hinter dem Haus wurden Rüben, Kartoffeln und Kohl angepflanzt. Von diesem ehemals wohl recht stattlichem Haus ist nur noch eine Ruine übriggeblieben. Aber der Ort strahlt eine unheimliche Magie und Kraft aus. Die Aussicht von dort oben ist ebenfalls wunderschön und ich halte einige Momente inne um die Stille geniessen zu können.
Die Mühe des Weges für den doch nicht ganz einfach zu bewältigenden Aufstieg, zumindest für einen untrainierten Doppelmoppel wie mich, lohnt sich. Auf dem Weg hoch zum Mount Mullaghmesha über die alte Bog Road gibt diese wunderbare Blicke zurück ins Tal frei. Links und rechts zu schauen ist jetzt nicht so spektakulär. Spätestens wenn man den höchsten Punkt des Weges erreicht hat und der Wanderer mit einem Blick auf die Bantry Bay belohnt wird, sind die Mühen vergessen. Wer einen magischen Platz in Irland entdecken will, der sollte unbedingt den Abstecher zum Haus von George the Sky machen.
Hast du diese oder andere Wanderungen rund um Drimoleague bereits absolviert? Würdest du diese anderen Wanderern auch empfehlen? Die Kommentarfunktion ist offen.
Der Glanaclohy Walk deckt und kreuzt sich zum Teil mit dem Sheeps Headway und dem St. Finbarr’s Way, welcher zur Kirche von Gougane Barra führt.