Nachdem wir am Vorabend alle drei Pubs in Bangor (County Mayo) mit einem Besuch beehrt und mit Michael einen neuen englisch-gälisch sprechenden Freund gefunden haben, freuen wir uns an diesem sonnigen Morgen auf ein herzhaftes irisches Frühstück.
Evelin, welche das Hillcrest B&B mit viel Herz und Leidenschaft führt, enttäuschte uns nicht und so finden wir eine ordentliche Portion Speck, Spiegelei, Black und White Pudding, Tomaten und Bohnen auf dem hübsch angerichteten Teller vor. So muss doch ein Start in einen guten Tag aussehen, oder?
Die Küstenwache und der falsche Steinkreis
Nachdem wir bar bezahlen und uns von Evelin verabschieden, steuern wir unseren gemieteten Peugeot 308 in Richtung Mullet Halbinsel.
Wir haben zwar keinen Plan, was uns dort erwartet und was es dort zu sehen gibt, aber allein die Lage der Halbinsel am nordwestlichsten Zipfel Mayos scheint prädestiniert, um ein paar tolle Fotos zu schiessen.
Tatsächlich enttäuscht uns An Muirthead, wie die Mullet-Halbinsel auf Irisch heisst nicht. Die Insel ist 33 km lang und an der schmalsten Stelle 400 m breit, 12 km an der breitesten.
Die Halbinsel, welche nach den Meeräschen (Mullet) benannt wurde, ist ein Gebiet reich an traditioneller Musik. Das erste Geräusch, welches wir vernehmen, entspringt aber weder einem Bhodran, noch einer Geige.
Beim Blacksod Lighthouse landet, in dem Moment wo wir dort parken, mit riesigem Getöse ein Helikopter der Küstenwache. Wir schiessen ein paar Bilder vom Auftanken der Maschine und schauen anschliessend hinaus aufs Meer, hinüber zu Achill Island.
Das Blacksod-Lighthouse wurde 1989 von einer Monsterwelle schwer beschädigt, anschliessend aber wieder restauriert. Der Bau ist für einen Leuchtturm unüblich, besteht er doch aus einem quadratischen Block. Die Steine dazu stammen aus dem lokalen Granitabbau.
Echt oder nicht echt, das ist hier die Frage
Weiter geht es auf dem Weg in Richtung Deirble’s Twist. Ein wunderschöner Ort auf einem Plateau über dem Atlantik. Man kann hinunter ins Dorf Fallmore und natürlich aufs Meer hinaussehen. Wunderschön!
Dazu noch diese Steine. Tausende Jahre alt sind sie und stehen da. Zweiundzwanzig Stück. Ich habe Fotos geschossen wie irre und war von diesem Steinkreis hingerissen. Bei meiner Frau hielt sich die Begeisterung in Grenzen.
Es sehe aus wie hingestellt und wirke unecht.
Quatsch, denke ich mir. Die Iren werden doch wohl nicht MIR einen falschen Steinkreis präsentieren? Doch sie tun es – diese Irren!
Ir(r)land ist doch (k)ein Fucking Disneyland? Im Jahr 1993 wurde 5‘000 Jahre Mayo gefeiert und anlässlich dieses geschichtsträchtigen Ereignisses der North Mayo Sculpture Trail erbaut.
Dies habe ich erst im Nachhinein bei der Recherche erfahren… Immerhin sollen die verwendeten Steine tatsächlich tausende Jahre alt sein und aus der Region stammen.
Notiz an mich selbst: Nicht alles Glauben, was Iren einem glaubhaft machen wollen.
Der Erris Head Loop-Walk und der steinerne Schriftzug
Nun, die Reise ging weiter. Voller Euphorie und schon etwas verwundert, wieso dieser geile Steinkreis nicht sooooo bekannt ist, steuern wir den Ballina Golfclub an, um uns mit einem Kaffee zu stärken.
Tut es wirklich Not, dass JEDES Kaff einen eigenen Golfplatz hat? In diesem Falle ganz praktisch, da wir ausser dem Golfrestaurant kein anderes Lokal gefunden haben. Der Kaffee dort schmeckt übrigens gut und ist mit 2.50 Euro trotz Golfambiente recht günstig. Dazu werden leckere Kekse gereicht. Tolle Sache.
Uns ist jetzt nach einem Spaziergang und wir haben bereits am Vorabend geplant den Erris Head Loop zu absolvieren. Dieser ist gut 5 km lang und führt von einem kleinen Parkplatz aus rund um den Erris Head.
Der Loop ist ausgeschildert, von Belmullet aus mit „Ceann Iorrais“ fährt man zwischen Bangor und Blacksod auf die R313. Am Ende der Strasse befindet sich der kleine Parkplatz, auf welchem bis zu acht Autos Platz haben. Verpflegungsmöglichkeiten gibt es hier keine. Der nächste Shop ist in Belmullet.
Zu Beginn hechtet man über einige sogenannte „Stiles“, welche extra installiert wurden. So wird verhindert, dass unverantwortliche Wanderer die Tore zu den Schafweiden offen lassen. Den Weg teilt man sich dann auch mit Schafen, welche immer wieder den Weg kreuzen und dabei ihre Vermachenschaften hinterlassen.
Gut ausgeschildert ist die Route und man findet zumindest am Anfang den Weg ohne Probleme. Weiter vorne dem Meer entlang wird es zum Teil etwas schwieriger. Es scheint diverse Möglichkeiten zu geben, weiterzukommen. Die nächste Wegpunktmarkierung sieht man aber immer von Weitem.
Bei Nebel könnte man aber in Schwierigkeiten geraten! Bitte also hier Vorsicht und nur bei guten Sichtverhältnissen weitergehen. Hat man den höchsten Punkt der Rundwanderung erreicht, steht man vor den Ruinen einer ehemaligen Station der Küstenwache.
Der Schriftzug aus dem 2. Weltkrieg?
Schaut man von dort links runter ins Grüne erkennt man eine Steinkonstruktion mit dem Wort „EIRE“, was Irland auf Gälisch bedeutet. Dieser wurde während dem Zweiten Weltkrieg erstellt und in der Nacht mit Feuer beleuchtet.
Dies, damit die deutschen Bomberpiloten wussten, dass es sich um Irland handelt und nicht um England.
Die Strasse nach Bagdad
Wir fahren weiter und planen noch einen der Leuchttürme in der Gegend zu besuchen. Auf der Karte haben wir ein passendes Exemplar gefunden und ich steure diesen mal an.
Die Iren haben sich wieder etwas ganz Besonderes für mich ausgedacht, entpuppt sich doch der letzte Teil der Strasse als verfluchte „Road to Bagdad“.
So viele Schlaglöcher auf einem kurzen Strassenabschnitt kann es ja sonst nirgends geben … Der Leuchtturm ist durch eine Mauer und ein schweres Metallgitter gesichert – Privatland.
Trotzdem können wir einige Fotos schiessen und treten anschliessend den Rückzug an. Geschüttelt – nicht gerührt, bitte.
Moyne Abbey – die Perle aller Klosterruinen
Der Tag neigt sich langsam dem Ende entgegen. Eine Übernachtungsmöglichkeit muss auch noch gefunden werden. Wir wollen in Ballina übernachten. Vorher machen wir aber – zum Glück – noch einen Abstecher zur Moyne Abbey.
Diese präsentiert sich in bester Abendstimmung und die Bilder und Geschichte der Abtei sind mir deshalb einen separaten Bericht wert.
Das Beste im Weste(r)n und der zerbrochene Krug
Wir machen uns anschliessend auf Betten suche und fahren einfach mal auf gut Glück nach Ballina rein. Dort wird irgendwo kurz am Strassenrand geparkt und das Smartphone konsultiert.
Da wir uns ja im Westen befinden und wir nur das Beste wollen, entscheiden wir uns für das Best Western. Was für ein Wortspiel!
Da die Verkehrsführung in Ballina auf dem System „Einbahnstrasse“ basiert, müssen wir uns zuerst den Weg mit Google-Maps planen und eine Schlaufe über zwei Brücken fahren.
Das Best Western liegt nämlich jetzt hinter unserem aktuellen Standort. Aber alles kein Problem und das Hotel hat sogar ein eigenes kleines Parkhaus.
Das Hotel entpuppt sich als schönes Stadthotel mit nettem Personal. Die Zimmer sind gross und sauber. Einzig schade sind die schmutzigen, nicht weit genug auf kippbare Fenster.
Abends haben wir vom Zimmer aus einen tollen Blick auf den Fluss und die Häuser. Bei dem strahlend blauen Himmel wären einige schöne Fotos möglich gewesen.
Da so viel frische Luft wie heute bekanntlich Hunger macht, suchten wir den gebrochenen Krug (Broken Jug) auf, um uns kulinarisch verwöhnen zu lassen. Der Pub entpuppte sich als riesengross, obwohl es von aussen recht unscheinbar aussieht.
Essen war lecker, the Black Stuff ebenso und dazu lief noch Darts auf der Leinwand. Phil Taylor setzte sich wieder mal klar durch und van Barneveld hat gegen seinen Landsmann van Geerwen den Kürzeren gezogen. Pech aber auch.
Wie ich bei der Recherche im Nachhinein festgestellt habe, war der zweifache PDC-Weltmeister Adrian Lewis im Jahr 2012 auch schon zu Gast im Broken Jug.
Fazit des Tages – trau keinem Ir(r)en, schon gar nicht, wenn er eine Strasse baut …